WALSERWEG ÜBERSICHT

 

Der grosse Walserweg

Von Saas Grund bis Airolo (01.07.-06.07.2001)

01.07.2001
In der Früh Regen. Danach schön Wetter und heiß.

Kurz nach 5 Uhr bin ich von daheim losgefahren. In Hirschegg habe ich noch Leopold Drechsel und unseren Führer Werner Ott mit ins Auto genommen. Ansonsten ist noch Alfons, Hans, Luise, Jochen, Peter u. Margret mitgefahren. Wir sind mit dem Auto bis nach St. Margarethen und von dort mit dem Zug weiter bis nach Chur gefahren. In Chur sind wir in den Glacier-Express umgestiegen und konnten den Blick in die Bergwelt geniessen. In Brig hieß es dann in das Postauto umsteigen um die letzten Meter bis nach Saas-Grund zurückzulegen. Ankunft und Einquartierung im Hotel Elsi um ca. 14.30 Uhr.

Nach einer kurzen Pause nahmen wir wieder das Postauto und sind nach Saas-Fee gefahren. Dort machten wir einen Spaziergang durch den Ort und konnten die 4000-er Berge rings um den Ort bewundern. Das ist schon eine mächtige Kulisse.

Im Ort war gerade auch ein Blasmusik-Festival, das noch eine ganze Woche lang geht. Es werden da einige namhafte Kapellen, wie z.B. die Swedish-Air-Force, anwesend sein und Konzerte geben. Auch gibt es jede Menge Workshops, eben alles was zu so einem Festival  gehört. Leider haben wir davon, bis auf die Musikanten die im Ort herumliefen, nicht sehr viel mitbekommen.

Nach unserem "Orts-Bummel" nahmen wir den alten Saumpfad oder Maultierweg nach Saas-Grund. Auf der Strecke besichtigten wir die St. Josefs-Kapelle und in Saas-Grund dann die St. Bartholomä Kirche.

Im Hotel Elsi wurden wir am Abend kulinarisch bestens versorgt und wir sind dann noch gemütlich bei einem Rotwein etwas "verhockt".

02.07.2001
Wunderbares Wetter.
In der Früh habe ich zuerst einen kleinen Spaziergang durch den Ort Saas-Grund gemacht und Postkarten eingeworfen. Nach einem ausgiebigen Frühstück und einem Brotzeit-Einkauf ging es dann mit der Kreuzboden-Bahn bis auf Kreuzboden.

    

Von dort ging es jetzt endlich, bepackt mit einem ca. 12 kg-Rucksack endlich zu Fuß los. Die Tour sollte heute über den Gsponer Höhenweg bis nach Gspon führen. Wir wanderten über verschiedene Alpen. Zunächst kam die Hofer-Älpi und links unten konnte man das kleine Örtchen Heimischgartu sehen. Weiter ging es über die Bachalpi und "ob schwarze Wald". Ganz nett sind auch die paar Hütten von Oberfinilu. Dort wachst neben den Hütten Mohn und hier werden auf über 2000m noch ein paar Kartoffeln angepflanzt. Auf den ganzen Alpen werden die Weiden künstlich bewässert.

Endstation des heutigen Einlauftages ist das Örtchen Gspon (1893m), das autofrei ist und über eine Seilbahn versorgt wird. Wie wir von der Wirtin vom Gasthaus Alpenblick erfahren konnten leben hier ganzjährig nur mehr 4 Personen. Im Sommer ist das Örtchen allerdings etwas belebter.

      

 

In Gspon sitzen wir jetzt auf der Terasse vom Gasthaus Alpenblick und genießen die Ruhe und das Wetter. Der Weg heute war sehr schön und sehr leicht zu gehen. Auf dem Weg haben wir viel von der Alpenflora mitbekommen, da unser Führer Werner bestens mit ihr vertraut ist und uns viele Blumen erklären konnte. Einmal konnten wir auch beobachten wie ein Adler von ein paar Falken attackiert wurde. Doch der Adler machte sich nicht allzuviel daraus und schraubte sich wieder gewaltig in die Höhe. Gewaltig war auch immer wieder der Blick auf die 4000-er Gruppe.

      

Interessant ist es auch zu beobachten wie jedem Einzelnen der Gruppe unterschiedliche Dinge als wichtig erscheinen. Die einen fühlen sich am meisten von den Blumen, andere von den 4000-ern angezogen. Mir persönlich gingen noch ganz andere Gedanken durch den Kopf. Wieso sind meine Vorfahren, die Walser vor ca. 800 Jahren aus den Wallis ausgewandert ? Wie schwierig das doch sein mußte, mit Vieh und Sack und Pack die Heimat zu verlassen und an unbekannten und z.T. unwirtlichen Gegenden neu zu siedeln. War es Überbevölkerung ? Ein einfacher Grund, doch wird er wohl nicht alleine ausreichen. Aber vielleicht mit einer, denn z.B. im Saaser-Tal ist nicht gerade viel Platz.

Informationen:
Start entweder in Saas-Almagell oder in Saas Grund - Saaser oder Gsponer Höhenweg - Gspon.

    

03.07.2001
Es war wieder wunderbares Wetter. Nach einem gutem Frühstücke und dem Einkauf im Konsum-Laden (sehr klein, aber fast alles zu bekommen) sind wir weitermarschiert. Als erstes gingen wir in Richtung Gebidum-Paß (2201m). Dorthin führt ein Weg durch viel Wald (hauptsächlich Lärchen), der sehr schön und kaum anstrengend ist. Am Gebidum-Paß machten wir eine kleine Pause und dann ging es sehr lange in ein Tal hinunter bis zur Mättore Läger Alp (1896m). Auf diesem Streckenstück haben wir unzählige Schmetterlinge in den schönsten Farben beobachten können. Von dort ging es dann zunächst sehr steil und danach sehr angenehm bergauf bis zum Bistine-Paß (2503m). Von dort ging es wieder abwärts in Richtung Simplon-Pass. Unter dem Bistine-Paß haben wir eine Pause gemacht. Vom Gebidum-Paß bis zum Rastplatz haben wir ca. 2 Stunden in gemütlicher Gehzeit gebraucht. Nach der Pause ging es weiter bis zum Simplon-Paß (2005m). Dort sind wir noch in einem Restaurant zugekehrt und ich habe einen Bananen-Split verdrückt. Von dort sind wir dann mit dem Postauto weitergefahren bis nach Brig-Ried und mit der Luftseilbahn nach Rosswald (1820m). Die Busfahrer in der Schweiz waren bei uns immer sehr zuvorkommend. Dieses mal ist er extra die alte Simplon-Passstraße gefahren, damit wir nicht 2 km zur Luftseilbahn nach Rosswald laufen mußten. Ich kann mir nicht vorstellen, daß das bei uns viele Fahrer machen würden.

    

In Rosswald haben wir uns im Hotel-Restaurant Klenenhorn eingenistet. Dort haben wir sehr schöne Zimmer und wieder einmal ein hervorragendes Abendessen bekommen. Ich komme mir vor wie auf einer Gourmet-Reise. Für Menschen die abnehmen wollen ist das wohl nicht die richtige Wanderung. Nach dem Essen habe ich noch einen Dorfspaziergang gemacht. In Rosswald leben noch 15 Personen ganzjährig.

  

      

04.07.2001
Meistens Sonne, es war aber auch z.T. bedeckt. Am Abend hat es ein sehr leichtes Gewitter gehabt.

    

Heute ging es von Rosswald zuerst in Richtung Saflisch-Pass. Kurz vor dem Pass haben wir eine sehr nette Schäferin angetroffen. Sie verrichtet hier oben zusammen mit ihrem Mann für 14 Tage den Schäferdienst. Alle 14 Tage wechseln sich die Besitzer der Alpe u. Schafe ab um den Schäferdienst zu verrichten. Früher gab es dafür eigene Schafhirten, aber diese sind heute nicht mehr so leicht zu bekommen. Sie wollte uns noch in ihrer bescheidenen Hütte zum Kaffee einladen, doch da es insgesamt eine Stunde Umweg bedeutet hätte, verabschiedeten wir uns doch von dieser sehr netten und herzlichen Frau und wanderten zielstrebig auf den Saflisch-Paß (2503m) zu. Von dort ging es durch das Saflischtal bergab zunächst bis nach Heilikreuz (1470m). Im Saflischtal sind die letzten Jahre sehr viele Muren abgegangen. Das schönere am Tal waren die Wiesen voller schwefelgelber Anemonen. In Heiligkreuz haben wir die Wallfahrtskirche besichtigt und sind in einem Restaurant noch kurz eingekehrt. Nach dem Einkehrschwung waren wohl einige von der Gruppe etwas ermüdet und ließen sich mit dem Taxi in den Ort Schmidigehischere (Binn) fahren. Zusammen mit Leo lief ich die Strecke zu Fuß.

    

In Schmidigehischere (Binn) nesteten wir uns in dem sehr schön hergerichteten altertümlichen Hotel Ofenhorn ein. Dort haben wir wieder unsere 4 österreichischen Landsleute aus Steyr, die ebenfalls den Walserweg laufen angetroffen. Außerdem trafen wir wieder ein junges Pärchen und ein Pärchen aus Luzern an, die ungefähr die gleichen Wegstrecken wie wir zurücklegen. Mit diesen allen haben wir uns ganz gut unterhalten.

Wie könnte es anders sein, das Abendessen war wieder einmal erstklassig. Den sehr netten Ort, der autofrei ist und indem nur alte Häuser stehen haben wir natürlich auch abgelaufen. Ober dem Ort waren sie gerade am Heuen und da sie es fast gleich wie bei uns machen hätte ich am liebsten gleich geholfen, aber sie wurden auch ohne mich vor dem Gewitter fertig.

Am Abend als wir noch auf der Terrasse saßen konnten wir mit freiem Auge einen 12er-Kronen Hirsch am Waldrand erblicken. Da schlug natürlich das Herz von unserem Jäger Leo höher.

05.07.2001
Es war meistens bedeckt, z.T. Sonne, am Albrunpass war es neblig. Am Abend hat es einmal kurz geregnet.

In der Früh hat uns das Taxi Schmidt mit einem kleinen Bus bis ungefähr Chiestafel gefahren. Von dort sind wir über den Albrunpass (2409m) an dem wir die Grenze von der Schweiz nach Italien überschritten. Weiter ging es über die Alpen Forno superior und Forno inferior und weiter über den Pass Scatta Minoia (2599m). Dann ging es das Tal hinaus am Lago Vannino vorbei bis zur Margaroli-Hütte (2194m). Dort haben wir eine Kleinigkeit gegessen und sind dann wieder weitergelaufen. Bei Sagersboden konnten wir dann den Sessellift hinab nach Ponte (1286m) oder walserisch Zumstäg benutzen. Auf der Strecke haben wir heute mindestens 20 Murmeltiere wenn nicht noch mehr gesehen. Manchmal hatten sie ihr Loch direkt am Wegrand und schauten als wir an diesen vorbeiliefen immer noch frech daraus hervor. In Ponte war das Albergo Rotenthal unser Quartier. Am Abend haben wir uns noch den Ort angeschaut. Auf den alten Häusern findet man immer wieder deutsche Sprüche an die Wand gemalt und am Rathaus steht unter dem Muncipio auch Gemeindehaus.

    

Im italienischen Val Formazza (auf walserisch Pomatter Tal) haben sich zur "Kolonisten-Zeit" Walser angesiedelt. Viele alte Leute können in diesem Tal noch das "Walser-Dütsch", doch bei der jungen Generation ist es weitgehend ausgestorben. Mussolini hat zu seiner Zeit die Sprache verboten und es wurde alles "veritalienisiert". So mußten z.B. die Menschen ihre Nachnamen in das italienische übertragen und auch die Orte erhielten italienische Namen. Heutzutage weisen die Ortstafeln im Val Formazza oder Pomatt sowohl die italienische Bezeichnung als auch die walserische aus. (z.B. Valdo - Wald; Ponte - Zumstäg; Grovella - Gurfelen; Canza - Früttwald; La Frua - Frütt u.s.w.).

    

Heute war für mich ein besonderer Tag. Da nach Forschungen die Familien Heim im Kleinwalsertal aus dem Goms stammen sollen, könnte es möglich sein, daß auf diesem Weg auf dem ich heute unterwegs war vor ca. 800 Jahren ein Vorfahre von mir auch gelaufen ist. Da die Pomatter Walser auch mit den Kleinwalsertaler Walsern sehr eng sprachverwandt sein sollen kann dies sogar sehr wahrscheinlich sein. Irgendwie hatte ich das Gefühl, daß meine Ahnen auf dieser Strecke nicht weit weg waren, mir zusahen und über mir wachten.

    

06.07.2001
Bedeckt, es war immer kurz vor dem Regnen, es ist aber nichts gekommen.

In der Früh haben uns die Besitzer vom Albergo Rotenthal bis zu der alten Walsersiedlung Riale gefahren. Von dort sind wir bis zum Lago Toggia gelaufen und über den Pass S. Giacomo ins Tessin bis nach All Aqua. Dort sind wir noch in ein Restaurant eingekehrt und danach mit dem Bus nach Airolo gefahren. In Airolo habe ich dann noch einen kleinen Stadtbummel gemacht. Unsere Unterkunft war im Albergo Des Alpes gegenüber vom Bahnhof.

Unser Tourenführer Werner hat eine nette Anekdote von einer alten Walserin aus Riale erzählt. Als er mit Mag. Franz Felder die ganzen Walser Orte zum Auskundschaften für den Walserweg abklapperte kamen sie im Ort Riale am Friedhof mit einer alten Walserin ins Gespräch und fragten sie wer nach dem Krieg als erstes kam. Als Antwort kam nur ein "Sonnaverbrænntu". Lange Zeit hätten sie mit dem Wort nichts anfangen können, doch am Ende kamen sie darauf, daß farbige Amerikaner gemeint waren.

07.07.2001
Regen.

Heute können wir den Tag gemütlich angehen, denn es ist fast nur Zug fahren angesagt. Die Tour geht zu Ende und es fängt an zu regnen. Eine bessere Woche hätten wir wohl kaum aussuchen können, denn die Regenbekleidung hätten wir wirklich daheim lassen können.

Nach dem Frühstück und einem kleinen Einkaufsbummel steigen wir in Airolo in den Zug und fahren zunächst durch den St.Gotthard-Tunnel und dann zunächst bis Goldau. Dort mußten wir in den Voralpen-Express und dann in St. Gallen nochmals umsteigen. Dann ging die Fahrt weiter bis nach St. Margarethen wo wir unser Auto im Parkhaus stationiert hatten. Von dort mit dem Auto über den Riedberg-Pass heim. In Balderschwang sind wir noch kurz zugekehrt bevor die Reise daheim in Mittelberg-Bödmen endete.

Das war eine sehr schöne Woche und dank des hauptsächlich sehr guten Wetters konnten wir jede Menge sehen. Das schöne an der Tour war auch die Sachkenntnis von unserem Tourenführer Werner, der uns wirklich sehr viel weitergab, sei es in der Blumenwelt, bei den Bergen die uns die ganze Zeit umringten oder um die Geschichte der Walser selbst. Da konnte man sehr viel mit heim nehmen.

Wenn nichts unvorhergesehenes dazwischen kommt wird die Tour nächstes Jahr in Airolo weitergehen.

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