Übersicht

             

  Der grosse Walserweg

(Grande Sentiero Walser)

Von Zermatt bis Saas Almagell (20.08.-27.08.2011)

(124 km, 7.562 Höhenmeter Anstieg und 7.418 Höhenmeter Abstieg)

Tourenbericht von Rainer


20.08.2011 – 1. Tag – Anreise nach Zermatt

Abfahrt vom Kleinwalsertal mit Danielas Auto um ca. 8:30 Uhr bei bestem Wetter. Es wurde dann noch richtig heiß (Stalden 34 Grad).

Wir fuhren über Chur – Oberalppass – Furkapass – Brig – Visp – Stalden. Nach einer kurzen Pause mit Brotzeit oben am Furkapass kamen wir um ca. 15:10 Uhr in Stalden an. Dort parkten wir das Auto direkt im Parkhaus am Bahnhof (Dort ist auch das Feuerwehrhaus). Der Zug fuhr um 16.38 Uhr. Wir besorgten noch die Brotzeit für die erste Etappe. Hier gab es ganz in der Nähe vom Bahnhof einen kleinen Lebensmittelladen - für das nächste Mal ist das allerdings nicht zu empfehlen, denn erstens gibt es in Zermatt auch Lebensmittelläden die am Sonntag geöffnet haben und zweitens war das Brot am Sonntag und Montag schon steinhart! Bis zur Abfahrt genehmigten wir uns dann die ersten und sicher nicht die letzten Panasch. Der Zug fuhr ca. 1 h nach Zermatt.

In Zermatt habe ich schon 2 Tage vorher ein Zimmer im Hotel Tannenhof reserviert. Nachdem wir das Zimmer bezogen hatten, sind wir dann gleich mal zum Essen gegangen. Irgendwie treibt es uns immer wieder in die Walliserkanne (http://www.walliserkanne.ch/). Bis dahin hat Daniela überhaupt nicht über ihre Rückenbeschwerden geklagt. Zu allem Überfluss hat sich nämlich letzte Woche wieder ein Rückennerv bei ihr entzündet. Bis zur Abreise hatte sie noch mehr oder weniger böse Rückenbeschwerden. Nach einer Spritze und der Hoffnung, dass das Laufen gut tue, hat sie für sich entschieden, diese Tour durchzuziehen. Daniela hat während der Fahrt nie darüber geklagt und bei Nachfrage wie es ihr gehe, kam natürlich nur die Antwort „gut“. Sie dachte wahrscheinlich, dass ich ihr hin- und hergezapple nicht bemerken würde. Am Abend beim Essen ging’s dann aber endgültig nicht mehr. Ihr schmeckte nicht mal mehr das Essen und sie ließ die Hälfte der Nudeln übrig – und Nudeln werden bei ihr niemals übrig gelassen! Wir sind dann ziemlich schnell um ca. 21:00 Uhr ins Hotel.

Hotel Tannenhof (B+B) - http://www.rhone.ch/tannenhof/


21.08.2011 – 2. Tag – 1. Etappe: Zermatt
à Rifugio Teodulo (Theodulhütte)

Start:            8:07 Uhr
Strecke:       14 km
Aufstieg:      1653 m
Abstieg:       27 m
Höchster Punkt: 3317 m (Rifugio Teodulo – das ist auch der höchste Punkt des gesamten Walserwegs)
Gehzeit:       4:51 h, 3:50 h bis Gandegghütte

Los ging’s! Über die Weiler „Blatten“ und „Zum See“ auf Furi und dann weiter den Panoramaweg zum Trockenen Steg – dachten wir jedenfalls. Denn jetzt verliefen wir uns schon das erste Mal! Es gab nämlich keinen gescheiten Wegweiser und der deutliche Weg „verleitet“ einen Richtung Schipiste! (Richtig wäre hinauf zu dieser Brotzeitstation und dort hinter dem Haus weiter). Das Lustige war, dass wir das eigentlich schnell mal merkten, da das GPS diesen Fehltritt deutlich anzeigte, wir aber glaubten, dass wir um die nächste Kurve sicher von der Schipiste wieder auf den richtigen Weg kämen. Leider hat sich das aber als Fehlglaube herausgestellt, weil die Schipiste erst ganz oben wieder mit dem Panoramaweg zusammentrifft! Das haben wir also schon mal ganz toll hingekriegt. Leider fehlte uns die Motivation zum Umdrehen und somit war nix mit Panoramaweg und wir mussten mit der weniger spektakulären Schipiste vorlieb nehmen.

Unterhalb des Trockenen Stegs machten wir dann erst mal Brotzeit. Nach ca. 3:50 h erreichten wir dann die Gandegghütte. Dort gabs dann ein Panasch und einen riesigen Schokoladekuchen für mich. Hier saßen wir dann noch eine ganze Zeit und ließen uns die Sonne auf den Pelz brennen, da es bis zu unserem Tagesziel ja nicht mehr weit war. Das Wetter war übrigens perfekt; heiß, aber leider ein bisschen diesig.

Jetzt gings auf den Gletscher. Da es ziemlich warm war, löste der sich in Wasser auf und es floss und gluckerte nur so dahin. Gletscherspalten waren weit und breit keine zu sehen. Nach ziemlich genau einer Stunde kamen wir dann auf der Theodulhütte an. 

Dort hat uns auch der Wirt vom Tannenhof gestern schon angekündigt. Viel war dort oben nicht los und Abendessen gab’s erst um 19:00 Uhr. Nun mussten wir uns noch den Nachmittag um die Ohren schlagen. Das machten wir dann mit Panasch und dumm Rumsitzen. Dort oben kommt man mit Deutsch und Englisch leider nicht weiter. Komischerweise war der tolle Panorama-Speisesaal geschlossen und das Abendessen gab’s im alten Bereich. Keine Ahnung warum?!

Dann kam ein lustiger Schweizer. Der hat sich einfach an unseren Tisch gesetzt und weil wir die Karte studierten, hat er gefragt, was wir denn suchen würden. Damit war das Eis für ihn gebrochen und er erzählte uns sein ganzes Leben... Er hat anscheinend die ganze Schweiz direkt auf der Grenze umrundet. Dabei hat er sich nur einen Toleranzbereich von 1 km zugestanden. Am Beginn hat er damals aber keinerlei Bergerfahrung gehabt. Die hat er sich dann so peu a peu zugelegt?! Er hatte sich jetzt zwei Tage Urlaub genommen und wollte ohne genaues Ziel mal in die Berge. Evtl. hätte er gerne Pollux und Castor machen wollen, aber das war noch nicht so sicher; dazu hätte er nämlich um drei Uhr in der Früh aufstehen müssen und hier fehlte ihm bis dahin die Lust. Vor lauter Reden wurde er mit seiner Suppe überhaupt nicht fertig. Deswegen war auch das Essen mit ihm eine lustige Angelegenheit. Von der Polenta, die für uns drei auf den Tisch gestellt wurde, hat er gleich mal mit dem Schöpflöffel einen großen Happen in seinen Mund geschoben; und noch mal und noch mal. Daniela hat’s vor Lachen fast verrissen. Dann hat er gemerkt, dass das eigentlich für uns alle war. So ging’s den ganzen Abend mit dem weiter – der war ganz schön verplant; war aber ganz lustig. Wir gingen dann so gegen 21:30 Uhr ins Lager. Das hatten wir für uns zwei alleine. Ich konnte aber nur schlecht schlafen und ich war froh als die Nacht vorbei war. Meinen Hüttenschlafsack habe ich mir beim ewigen Kampf mit den Decken auch ein wenig zerrissen.

Rifugio Teodulo - http://www.cervinia.it/pages/RIFUGIO_TEODULO_i_de/981


22.08.2011 – 3. Tag – 2. Etappe: Rifugio Teodulo (Theodulhütte)
à St. Jacques

Start:            8:27 Uhr
Strecke:       17 km
Aufstieg:      229 m
Abstieg:       1761 m
Höchster Punkt: 2982 m (Colle Superiore delle Cime Bianche)
Gehzeit:       4:50 h,
1:45 h bis Colle Superiore delle Cime Bianche

Unser Lager in der Theodulhütte hatte einen Balkon mit einer grandiosen Aussicht! Hinüber zum Kleinen Matterhorn und zur Mischabelgruppe. Da ich nicht gescheit schlafen konnte, habe ich ab und zu raus geschaut, um den Sonnenaufgang nicht zu verpassen. Um 6:30 Uhr dämmerte es schon, die Sonne ging dann endgültig um ca. 7:00 Uhr auf. Es ging allerdings ein saukalter Wind, der das Fotografieren zu einer Schwerarbeit machte. Ich fror wie ein Schlosshund.

Endlich konnten wir aufstehen! Nach einer Katzenwäsche ging’s gleich zum Frühstück. Unser Schweizer war schon weg. Hüttenfrühstücke hasse ich ein wenig und ich musste mich zwingen, dass ich was runter brachte. Auf einmal stand der Schweizer in voller Montur wieder da! Er hat seine Karten vergessen bzw. verlegt. Er war schon oben auf der Höhe des Kleinen Matterhorns, als er es bemerkte. Also, wieder zurück und hoffen, dass die Karten in der Hütte waren. Vom Personal ließ sich auch noch keiner Blicken, also blieb ihm nichts anderes übrig als zu warten. Angeblich sollte einer um 8:00 Uhr erscheinen. Und tatsächlich kam dann jemand um kurz vor 8:00. Die Karten waren dann auch schnell gefunden (der Schweizer hat sie gestern Abend liegen lassen und der Wirt hat sie dann vorsorglich bei sich verräumt). Da er jetzt so viel Zeit verloren hatte, wollte er nun bis zum Trockenen Steg absteigen und mit der ersten Bahn zum Kleinen Matterhorn rauf fahren. Was er dann vor hatte werden wir wohl nie erfahren, weil er jetzt aus unserem Leben endgültig verschwand.

Wir machten uns fertig und starteten dann um halb neun unsere zweite Etappe. Die sollte heute auch wieder recht gemütlich werden, da wir nur einen gehörigen Abstieg und nur 200 m Aufstieg vor uns hatten. Das Wetter sollte wieder perfekt werden. Noch war es aber auf 3.400 m saukalt und so gingen wir in langen Hosen und Jacken los. Bereits an der Capelle Bontadini wurde es aber schon wieder heiß. Hier zogen wir uns dann um. Was dann kam war ein grandioser Abstieg bis St. Jacques. Der Walserweg scheint mittlerweile auch viel besser markiert als 2006. Er verläuft in großen Teilen ja identisch mit der TMR. Nun sind aber auch ganz viele gelbe Rautenzeichen mit „GSW“ vorhanden.

Unser heutiger Aufstieg über ca. 200 m war gleich mal am Anfang und stellte sich für mich als richtige Herausforderung dar! Es rächte sich jetzt, dass ich kaum etwas gefrühstückt hatte. Es kündigte sich nämlich jetzt schon langsam aber sicher ein Hungerast bei mir an! Das kann ja heiter werden...  – ich warf mir vorsichtshalber ein paar Powergummibärchen ein und damit konnte ich die restlichen 150 HM mit Bravour meistern.

Verdammt schöne Landschaft! In Fiery gönnten wir uns dann zwei Panasché. Danach kam noch der kurze Abstieg nach St. Jacques. Je weiter wir runter kamen, umso heißer wurde es. Ich erkannte gleich wieder das Hotel wo, ich mit Stefan damals gewohnt hatte und uns die Alte so ausgenommen hatte.

Auch in St. Jacques hatte uns der Wirt vom Tannenhof in Zermatt schon ein Zimmer reserviert und zwar im Hotel Genzianella. Es ist zwar nur eine Frühstückspension, aber sehr zu empfehlen! Der Wirt kann auch sehr gut englisch und sie sind wirklich sehr freundlich. Er hat uns dann auch gleich das Zimmer in Gressoney St. Jean für morgen reserviert.

In St. Jacques gibt es nur zwei Restaurants in denen man was essen kann. Der Wirt empfahl uns hier das Lago Bleu (das ist die geschäftstüchtige Alte) und eine Ausflugsraststätte die auf Eisbecher spezialisiert ist. In ganz St. Jacques gibt es auch keinen Laden, wo wir die Brotzeit für den nächsten Tag hätten kaufen können, aber hier sagte uns der Wirt, dass wir die auch bei ihm bekommen könnten.

Wir gingen jetzt erst mal zum Lago Bleu. Ich erkannte die Wirtin gleich wieder. Als erstes kauften wir dort ein Eis. Dann holte Daniela zwei Panasché. Das verstand die Alte nicht, aber irgendwie bekam Daniela das dann hin. Geschäftstüchtig war die Alte immer noch, denn die zwei Panasché kosteten sage und schreibe € 15! (immerhin 0,5 l). Nachdem wir die getrunken hatten, wollte ich mit meinen spärlichen Italienischkenntnissen das Abendessen reservieren. Was dann kam war ein Wortschwall aus dem ich eigentlich kaum etwas verstand. Ich glaube sie wollte mir eindeutig zu erklären geben, dass sie ganz sicher nicht wegen uns zwei heute irgendetwas kochen würde...

Also gingen wir zu der Ausflugsraststätte und bekamen dort als Hauptspeise zwei Wurstsemmel (die allerdings sehr gut waren) und als Nachtisch bestellten wir dann jeder einen Schokoladen-Crepes und dann gleich noch mal jeder so ein Teil. Dann gingen wir genudelt und voll gestopft mit Schokolade und zwei Mezzolitros Vino Bianco ins Hotel und trafen dort doch glatt die beiden Deutschen wieder, die auch schon auf der Theodulhütte waren. Sie machten übrigens eine ähnliche Erfahrung mit dem Essen im Lago Bleu wie wir. Die haben sich dann aber im Hotel eine Flasche Rotwein gekauft und den „gegessen“. Wir plauderten mit denen dann noch gut eine Stunde und gingen dann ins Bett.

Hotel Genzianella (B+B) - http://www.hotelgenzianella.it/


23.08.2011 – 4. Tag – 3. Etappe: St. Jacques
à Gressoney St. Jean

Start:            8:43 Uhr
Strecke:       22 km
Aufstieg:      1213 m
Abstieg:       1483 m
Höchster Punkt: 2777 m (Colle de Pinter)
Gehzeit:       6:31 h,
1:30 h bis Crest, 3:30 h bis Colle de Pinter, 5:00 h bis Alpenzu Grande, 5:30 h bis Gressoney Ortsanfang

Das Frühstück im Hotel Genzianella war wunderbar – es sollte auch das Beste von der ganzen Tour bleiben.

Die Route führte uns heute über Soussun nach Crest weiter nach Cunéaz auf den Colle de Pinter. Durch Cunéaz konnte man gar nicht durch. Es sieht aus als würde das ganze Dorf renoviert. Jetzt kam auch die Stelle an der Stefan und ich uns damals verlaufen hatten, weil hier die Wegmarkierung etwas verwirrend war. Mittlerweile ist ein Verlaufen fast ausgeschlossen, da hier wieder ein großes „GSW“ in die eindeutige Richtung zeigt. Durch die Bergbahn auf Crest waren bis zum Colle de Pinter doch einige Leute unterwegs und auf dem Pass selbst war auch ganz schön was los. Hier machten wir jetzt erst mal eine Pause.

Beim Abstieg waren wir auf einmal alleine. Von Gressoney führt nämlich keine Bahn nach oben und dann plagt sich da schon keiner mehr herauf. Auf dem Weg sahen wir noch einige Alpen die richtig in den Fels reingebaut wurden. Bis Alpenzu Grande sahen wir niemanden mehr. Aber dann ging’s auf einmal wieder richtig wild zu; so mit Geschrei und allem. Hier machten ganze italienische Großfamilien Picknick. Wir gingen dann gleich weiter und stiegen nach Gressoney St. Jean ab. Jetzt war erfahrungsgemäß ein langer Hatsch angesagt. Mein GPS sagte mir 4 km bis Gressoney. Wir liefen und liefen und als wir in der Ortsmitte ankamen, glaubten wir bald da zu sein. Aber irgendwie meldete mein GPS noch 2-3 km bis zum Hotel Stadel. Daniela glaubte hier der Technik nicht so richtig. Aber ich wusste ja, dass es schon noch ein Stück ist. Also liefen wir weiter. Als es dann so aussah, dass Gressoney hier aufhörte, zweifelte ich dann auch an mir selbst und wir drehten wieder um. Nach so 300 m fragte ich einen Gressoneyer dann nach dem Hotel Stadel und er deutete mir schon die Richtung aus der wir gerade kamen und sagte so was wie 10 – 15 Minuten! Also, wieder umdrehen und in die „alte“ Richtung. Und siehe da, auf einmal erschien uns das Hotel. 19:30 Uhr gab’s dann erst Essen. Bis dahin besorgten wir uns noch die Brotzeit für morgen. Hier gibt’s ca. einen halben Kilometer entfernt einen Spar (Der ist auch genau auf der Höhe vom Abzweig Richtung Colle Valdobbia). Wieder zurück zum Hotel und noch schnell das Zimmer in Alagna im Hotel Genzianella reserviert und dann versüßten wir uns die Zeit bis zum Essen mit Panasché und Mezzolitro Vino bianco.  Der Wirt glaubte wohl nicht, dass wir Vino Bianco wollten und fragte so ca. 5 x nach. Für einen Mezzolitro wollte er auch nur € 3,--! Zuerst saßen wir noch draußen, aber dann zogen dunkle Wolken auf und nach einer kurzen Zeit goss es wie aus Kübeln. Das ganze war dann aber auch so schnell vorbei wie es gekommen war.

Wir trafen dann noch ein nettes ital. Ehepaar, wo die Frau sehr gut Deutsch konnte, da sie mal bei Bosch gearbeitet hat. Wir unterhielten uns dann mit denen noch und dann ging es endlich zum Essen, um danach gleich wieder  todmüde ins Bett zu fallen.

(Da das Hotel Stadel doch eher weit außerhalb liegt, wäre es evtl. gescheiter etwas in der Ortsmitte zu suchen).

Hotel Stadel (HP) - http://www.stadel.it/


24.08.2011 – 5. Tag – 4. Etappe: Gressoney St. Jean
à Alagna

Start:            8:13 Uhr
Strecke:       22 km
Aufstieg:      1192 m
Abstieg:       1345  m
Höchster Punkt: 2480 m (Colle Valdobbia)
Gehzeit:       6:10 h,
2:30 h bis Colle Valdobbia, 4:00 h bis Alpe Montata, 4:50 h bis San Antonio

Frühstück! Der Kaffee war für ital. Verhältnisse eine Schande! Aber macht nichts, das Zeug muss rein, sonst verreck ich nur wieder. Brotzeit haben wir gestern schon besorgt und so konnten wir sofort nach dem Frühstück los. Wir mussten jetzt wieder so ca. 500 m bis zum Abzweig unserer heutigen Route gehen (Colle Valdobbia). Hier geht’s jetzt erst mal steil bergauf. Nach 300 – 400 HM geht es dann in eine sanftere Steigung über. Man kann jetzt schon die Passhöhe mit dem Ospizio Sottile sehen. Dort oben sind wir dann nach 2 ½ h angekommen. Es war auch jemand vom Ospizio da und werkelte ein wenig herum. Neu war mir, dass sich in einem Teil des Ospizios eine wunderschöne Kapelle versteckte. Wir aßen dort oben unseren Pfirsich und machten uns dann schnell wieder auf den Weg nach unten, da es dort oben doch ziemlich kalt zog. Nun ging es runter in Richtung Alagna. Wir machten dann an einem schönen Platz unsere Brotzeit. Die gekaufte Salami schmeckte zwar sehr gut, aber die sah irgendwie roh aus. Daniela hat zwar nichts gesagt, aber ihr Gesichtsausdruck signalisierte deutlich ihren Ekel...

Langsam lugte auch schon wieder ein 4000er raus. Allerdings hingen hier die Wolken drinnen, so dass man leider nicht allzu viel sah. Nach ca. 4:50 h kamen wir dann in St. Antonio an. Ab hier beginnt der lange Hatsch nach Alagna (noch ca. 8 km). Wir tranken hier noch ein Panasché und gingen dann los. Diesmal kam mir der Weg kürzer vor als damals?! Unten in Riva passierte dann der zweite Verlaufer! (hätte ich den Maßstab im GPS vergrößert, hätte ich es gleich gesehen). Wir hätten jetzt nämlich nur die Straße überqueren und gerade weiter laufen müssen. Irgendwie kam mir das aber komisch vor und wir liefen dann links weg. War zwar nicht allzu falsch, aber jetzt liefen wir halt die letzten zwei Kilometer statt am Fluss auf der Hauptstraße entlang. Einfach toll.... Dafür fanden wir dann direkt zum Hotel Genzianella. Die Wirtin hat uns dann auch wieder das Hotelzimmer in Macugnaga reserviert. Nach der Dusche gingen wir nach Alagna und schauten noch nach einer Sonnencreme, da die Vorräte langsam zu Ende gingen. Wir fanden auch gleich eine Drogerie oder Bioladen oder was das war und kauften uns je 30 ml von etwas, was uns der Verkäufer empfahl. Das Zeug muss sensationell gut sein, denn der Preis war gesalzen! (€ 13,70 pro 30 ml-Fläschchen). Dann besorgten wir uns auch wieder die Brotzeit für Morgen. Schließlich gab es noch ein Panasché und ein Eis.

Zum Abendessen durften wir zwischen zwei Gerichten wählen. Da die Kellnerin weder Deutsch noch Englisch konnte, war das nicht ganz einfach. Wir verstanden beide Gerichte nicht. Wir nahmen dann einfach was, ohne eine genaue Ahnung zu haben was es war. Es stellte sich dann als Kalbsschnitzel mit Kartoffeln raus. Leider gab es keinen Nachtisch dazu! Das Abendessen war sehr gut, allerdings habe ich es von damals noch besser in Erinnerung?!

Hotel Genzianella (HP) - http://www.pensionegenzianella.com/


25.08.2011 – 6. Tag – 5. Etappe: Alagna
à Macugnaga

Start:            8:10 Uhr
Strecke:       27 km
Aufstieg:      1620 m
Abstieg:       1527  m
Höchster Punkt: 2738 m (Colle del Turlo)
Gehzeit:       7:09 h,
0:50 h Straße bis Abzweig (4,1 km und 300 HM), 2:00 h bis Alpe Faller, 3:20 h bis Colle del Turlo, 5:25 h bis Alpe Piana, 6:30 h bis Lago delle Fata

Schnell das Frühstück reingeschoben und los geht’s. Das Zimmer haben wir schon gestern bezahlt. Heute ist die Königsetappe dran! Die meisten haben hier Bammel von der Weite und den vielen Höhenmetern. Wenn man will, kann man sich die ersten Kilometer rein fahren lassen. Man erspart sich dadurch ca. 4 km und ca. 300 Höhenmeter. Das kommt für uns aber absolut nicht in Frage und wir laufen direkt vom Hotel los. Anfangs halt leider nur an der Straße entlang. Später taucht auf einmal ein Verbotsschild für Fußgänger auf. Allerdings ist das eher zweideutig und wir wissen jetzt nicht, ob wir die Straße, oder den rechts abzweigenden Weg nicht entlang laufen dürfen.  Egal, wir bleiben auf der Straße. Später kommt dann ein zweites Verbotsschild für Fußgänger. Nun kommt Licht ins Dunkel. Ich denke, wir hätten hier die Straße nicht mehr entlang dürfen; wahrscheinlich wegen der drohenden Steinschlaggefahr. Und ich glaube es wäre auch schöner gewesen, wenn wir den rechten Weg entlang gegangen wären, denn der zieht sich auch genau der Straße entlang. Macht nichts – weiter. Nach ca. 4 km kommen wir an die Abzweigung Richtung Colle del Turlo. Der Weg geht jetzt in eine phänomenale Mulatteria über, die sich bis weit über die Passhöhe zieht. Ab jetzt geht es in einer äußerst angenehmen Steigung bis zum Colle del Turlo rauf. Kurz nach der Alpe Faller machen wir die erste kurze Pause und essen wieder unsere riesengroße Nektarine. Jetzt überholen uns drei Italiener mit strammem Schritt. Einer von ihnen wird später noch grausam eingehen...

Bald holten wir den völlig fertigen Italiener ein. Die anderen beiden sind weiter und haben ihn seinem Schicksal überlassen ;-). Nach 3:20 h erreichen wir die Passhöhe. Überraschenderweise ist hier ganz schön was los (das sind wahrscheinlich die Wanderer, die diese Etappe um ca. 5:00/6:00 Uhr morgens beginnen...). Wir gehen aber gleich weiter, weil es dort oben leider wieder äußerst kalt zieht. Nach ca. 400 m Abstieg finden wir am Weg ein etwas windstilleres Plätzchen und machen Pause. Ich esse die rohe Salami von gestern und Daniela freut sich schon den ganzen Tag auf ihren Käse. Da wir das Brot immer am Vortag kaufen, sind die Panini so hart, dass man sie normalerweise für Knödelbrot verwendet.  Es schmeckt aber trotzdem. Nachdem wir hier so eine ganze Zeit lang sitzen, holen uns zwei Deutsche ein – die saßen vorhin am Pass. Die haben ein Tempo drauf, dass wir glauben, dass die niemals irgendwo je ankommen werden – so langsam kann man eigentlich gar nicht gehen. Hinter denen kommt dann noch ein Deutscher mit dem gleichen „atemberaubenden“ Tempo. Jetzt wissen wir, warum die Etappe so gefürchtet ist...

Wir gehen jetzt auch wieder weiter. Den kleinen Stausee kurz vor Macugnaga können wir schon sehen, aber der Weg zieht sich noch ewig dahin. Nach 5:25 h kommen wir an der Alpe Piana an. Die ist verfallen, aber hier sind schon wieder mehr Leute rum. Danach kommen wir zu der aufgelassenen Bergwerkssiedlung „Citta Morta“. Von hier durchwühlte man Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts die Hänge nach Gold. Wir gehen direkt weiter und kommen nach 6:30 h beim Stausee an. Hier trinken wir ein Panasché. Hier geht’s jetzt auch richtig rund. Es ist viel los und es beginnt leicht zu Tröpfeln. Das stört uns nicht weiter, da  wir unter einem Sonnenschirm sitzen. Man kann sich jetzt auch hier wieder die letzten Kilometer mit dem Taxi holen lassen. Man spart sich hier noch mal 2,75 km. Das lässt unsere Ehre natürlich nicht zu und so ziehen wir zu Fuß weiter. Leider beginnt es jetzt fester zu Regnen und ich hole den Schirm raus. Gute Idee, denn mittlerweile schüttet es! Nach insgesamt 8:20 h laufen wir bei strömendem Regen in Macugnaga ein und wir treffen auch wieder direkt aufs Hotel Zumstein. An den Wirt kann ich mich noch erinnern; der kann auch sehr gut Deutsch. Leider ist seine Frau letztes Jahr gestorben und so gibt es keine Halbpension sondern nur Frühstück. Das macht aber nichts, da Macugnaga so groß ist, dass man dort jedenfalls was Gutes zu Essen findet.

Es schüttet immer noch wie aus Kübeln. Also warten wir noch ein wenig im Zimmer, bevor wir uns entscheiden im Regen die Brotzeit für Morgen zu kaufen. Es gibt wieder eine Salami mit Panini. Danach sprinten wir in eine Kneipe und trinken dort unser traditionelles Panasché. Jetzt noch schnell das Zimmer in Saas Almagell reserviert und dann gehen wir in eine Pizzeria ganz in der Nähe unseres Hotels. Wir bekommen dort zwar Gläser für unseren „Mezzolitro Vino Bianco“ aber keine Gläser für unser Wasser – was denkt der sich eigentlich?! Nach dem Essen hat es zum Regnen aufgehört; wir spazieren noch ein bisschen hin und her und dann aufs Zimmer. Hoffentlich ist morgen das Wetter wieder schön und ich kann endlich die Monterosa Ostwand sehen...?!

Hotel Zumstein (B+B) - http://www.zumstein-macugnaga.it/de-de/home/fotogallery


26.08.2011 – 7. Tag – 6. Etappe: Macugnaga
à Saas Almagell

Start:            8:12 Uhr
Strecke:       22 km
Aufstieg:      1655 m
Abstieg:       1275  m
Höchster Punkt: 2868 m (Passo di Monte Moro)
Gehzeit:       7:04 h, 1:00 h bis Alpe Bill, 3:20 h bis Passo di Monte Moro, 4:50 h bis Innere Bodmen (Anfang Stausee), 5:35 h Staumauer, 6:15 h Eienalpe

Leider ist der Himmel bedeckt. Die Dufour-Spitze versteckt sich hinter einer dicken Wolken- und Nebeldecke. Es regnet aber nicht mehr. Los geht die letzte Etappe! Hier könnte man jetzt mit der Seilbahn bis zum Passo di Monte Moro fahren. Möchten wir aber nicht! Der wunderschöne Weg verläuft anfangs in einer Wand in der man ihn wirklich nicht vermuten würde. Auf einmal fing es leicht zu Tröpfeln an; das hörte aber gleich wieder auf. Nach ziemlich genau 1 h kommen wir auf die Alpe Bill. Das ist auch die Bergstation der ersten Sektion. Nach 3:20 h kommen wir am Monte Moro Pass an. Dort oben stürmt es und es ist unglaublich kalt. Uns kommen vermummte Gestalten von der Madonna entgegen. Wir ziehen unsere Jacken an und gehen mit kurzen Hosen zur Madonna rauf. Dort oben ist es allerdings wirklich ungemütlich! Da ich mir sicher war, dass der Weg zur Madonna rauf nur ein Abstecher ist, sind wir auch die ca. 50 m wieder abgestiegen um weiter zu gehen. Unten angekommen, kam die Erleuchtung – der Weg geht doch oben an der Madonna weiter! Also wieder hoch. Ich glaube Daniela wollte mich nicht loben... Es war wirklich unglaublich kalt.

Hinten an der Madonna ist nämlich der Abstieg zum Stausee Mattmark. Hier geht es jetzt eine ganze Weile über Schutt und Steine runter. Es ist allerdings sehr gut markiert. Die Hoffnung, dass die Passhöhe – so wie beim letzten Mal – auch gleichzeitig als Wetterscheide dient, wurde zunichte gemacht. Und zu allem Übel fing es jetzt auch noch zu Regnen an! Der Weg bis zum Stausee war nicht  so toll. Der Regen kam und ging die ganze Zeit. Langsam plagte uns der Hunger, aber das Wetter lies vorerst keine Pause zu. Erst unten am Stausee sahen wir eine verlassene Hütte an der wir unsere Brotzeit machen konnten. Dort kamen wir nach 4:50 h an. Hier konnten wir es uns jetzt halbwegs gemütlich machen; wir saßen windgeschützt unter Dach. Dort gab es die Salami aus Macugnaga – allerdings auch wieder so ein eher rohes Teil. Sie schmeckte aber wunderbar. Auch Daniela sah man nichts mehr an.

Nun ging es am Stausee entlang Richtung Saas Almagell. Wir gingen am Westufer entlang. (Das letzte Mal gingen wird das Ostufer raus). Man läuft ca. 45 min. bis zur Staumauer! Wir sind dann allerdings nicht über die Staumauer zum Höhenweg Richtung Saas Almagell sondern an der Straße entlang runter. Irgendwann stößt dann die Straße auch wieder auf den Höhenweg nach Saas Almagell. Kurz noch eine Pause an der Eienalpe um ein paar Kampfkühe zu fotografieren und dann kommen die letzten Kilometer nach Saas Almagell. Dort kamen wir dann nach insgesamt 7:38 h an. Das Wetter hat sich jetzt auch gebessert. Die Tröpfler- und Regnerei hat aufgehört und es ist wesentlich wärmer geworden.

Das Hotel Monte Moro ist nicht schwer zu finden. Allerdings ist es jetzt in einem neuen Kleid. Sie haben renoviert; die Rezeption und die Zimmer sind neu. Und die sind spitze! Nach dem Duschen haben wir dann noch Schokolade und Wein gekauft und wahrscheinlich das letzte Panasch getrunken.

Der Speisesaal ist noch der Alte. Hier ließen wir uns noch das letzte Abendessen schmecken bevor es morgen Früh wieder in Richtung Heimat geht.

Hotel Monte Moro (HP) - http://www.monte-moro.ch/


27.08.2011 – 8. Tag – Heimreise

Wettersturz! Es hat bis 1400 m geschneit! Wir wollen den Bus um 8:00 Uhr nehmen. Ausnahmsweise bekommen wir unser Frühstück um 7:40 Uhr – normalerweise gibt es das immer erst ab 8:00 Uhr. Der Bus fährt ca. 40 min. nach Stalden. In Saas Grund muss man umsteigen.

Im Autoradio kommt, dass der Furkapass bis 11:00 Uhr wegen Schneefall gesperrt ist. Wir können hier aber mit der Bahnverlade von Oberwald nach Realp fahren. Das machen wir dann auch. Wir müssen ca. 20 – 30 min. warten bis der Zug fährt. Dann geht es ca. 20 Minuten durch den Tunnel und wir kommen in Realp wieder raus. Das geht super! Lt. Radio ist der Oberalp frei befahrbar. Stimmt auch. Aber man sieht, dass hier der Schneepflug gefahren ist! In den Bergen hat es anscheinend wirklich kräftig geschneit. So hatten wir mit unserer Tour ein unheimliches Glück. Das Wetter war von Zermatt bis Macugnaga echt immer super. Erst am vorletzten Tag von Macugnaga nach Saas Almagell war es ungemütlich. Wir hatten damit fast so tolles Wetter wie damals 2006. Allerdings war es jetzt immer ein wenig diesig. Da wir dieses Mal früher unterwegs waren, hatten wir niemals Probleme mit der Unterkunft. Und wenn man die Zimmer immer im Voraus bucht, dann läuft man auch viel entspannter.

... und ich habe die Monterosa Ostwand schon wieder nicht gesehen!!!!

Übersicht