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  Der grosse Walserweg

(Grande Sentiero Walser)

Von Airolo bis Churwalden (10.08.-16.08.2013)

(151,7, 8.753 Höhenmeter Anstieg und 8.550 Höhenmeter Abstieg)

Wanderer: Dagmar Moravi-Lampert, Daniela Hilbrand, Rainer Müller, Stefan Heim
Bericht: Stefan Heim

10.08.2013
Schönes Wetter. Teilweise ziemlich warm. 

Airolo (1159 m) – Capanna Cadagno (1987 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

13:39 Uhr

14,2

3:48 h

3:48 h

915 m

102 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

 

 

 

Höhe

Kilometer

Gehzeit

N46° 31.662'

E008° 36.533'

Airolo/Bahnhof

1.142 m

 

 

 

 

Altanca

1.390 m

6,16

01:38:12

 

 

Piora

1.852 m

1,75

01:05:33

N46° 32.804'

E008° 43.166'

Capanna Cadagno

1.997 m

4,47

01:05:07

 

 

 

 

12,38

03:48:52

Ursi hat mich in der Früh von Krumbach nach Hittisau gefahren. Dort haben mich Daniela Hilbrand und Rainer Müller mitgenommen und wir sind dann gemeinsam zunächst in die Zwischenwassergemeinde Muntlix zu Dagmar Moravi-Lampert und Karl Lampert gefahren. Von dort hat uns Charly zum Bahnhof in St. Margarethen gefahren. Mit einem Zug der SBB ging es dann über St. Gallen, Arth-Goldau und über den Gotthard bis nach Airolo. Dort haben wir uns noch mit Lebensmittel eingedeckt und dann konnte unsere Walserweg-Tour 2013 starten.

Auf den ersten Etappen in diesem Jahr muss ich mich noch kaum um die „Walser“ kümmern, da sie eher als Verbindungsetappen nach Graubünden zu rechnen sind. Der Gotthardpass und unser Weg an den ersten Tagen hat vermutlich kaum und wenn dann nur am Rande mit den „Walsern“ zu tun.

Dieses Jahr bin ich allerdings mit viel neuen Erkenntnissen zu den „Walsern“ auf dem Weg. Durch die neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse, die vor allem durch das große Jubiläum „700 Jahre Walser in Vorarlberg“ gewonnen wurden, sehe ich viele Dinge über die „Walser“ in einem neuen oder anderen Licht. Vielleicht wurde früher einfach zu viel in die „Walser“ hinein interpretiert. Vielleicht wurden die Walser oft auch nur zu „isoliert“ betrachtet und wahrgenommen. Allerdings glaube ich auch – was früher zu viel in die „Walser“ hinein interpretiert wurde, wird heute zu viel wieder hinausinterpretiert. Manche Dinge lassen sich aufgrund der wenigen schriftlich vorhandenen Dokumente historisch kaum wirklich beweisen. Vielleicht macht aber gerade dies auch ein wenig den Reiz der Geschichte und Kultur der Walser aus!?

Vom Bahnhof in Airolo (1141 m) folgten wir dem Wegweiser in Richtung Strada Alta Leventina (http://www.wandersite.ch/stradaalta.html ) bzw. dem Alpenpässe-Weg (http://www.wanderland.ch/de/routen/route-06.html ), der mit der Nr. 6 markiert ist. Ein schöner Weg führt zunächst nach Madrano (1156 m). Während wir Gefallen an den kleinen Örtchen Valle, Madrano oder Brugnasco fanden, dürfte den Autofahrern der km-lange Stau in Richtung Norden zum Gotthardpass in der großen Hitze ziemlich zu schaffen gemacht haben.

Kurz vor Madrano führt der Weg auf einer Zufahrtsstraße bis nach Altanca (1390 m), dabei quert man kurz vor dem Ort die Standseilbahn Piotta-Piora, auch Ritom-Standseilbahn genannt. Sie ist mit der maximalen Steigung von 87,8 % eine der steilsten, dem öffentlichen Verkehr dienenden Standseilbahnen der Welt. Sie wurde im Jahr 1921 für den Stauseebau des Lago Ritom erstellt und überwindet bei einer Länge von 1369 m Länge einen Höhenunterschied von 786 m. Mit einer Transportkapazität von 100 Personen pro Stunde transportiert sie heute vor allem Wanderer in das Gebiet Ritom-Piora. Da vor Alcanta auch eine Haltestelle der Ritombahn ist, lässt sich der steile Aufstieg nach Piora auch etwas abkürzen.

  

Nach dem Ort Alcanta geht es links hinauf und man gelangt zunächst auf einen Feldweg. Bald darauf muss man achtgeben, dass man dem Pfad rechts hinauf folgt, der bald in einen wunderschönen, alten gepflasterten Weg übergeht. In Serpentinen führt der Weg, vorbei an steinernen Häusern, die meist noch zu Ferienzwecken genutzt werden, hinauf nach Piora (1852 m). Hier musste ich etwas essen, da mir leider der Kreislauf etwas zu schaffen machte. Direkt an der Staumauer des Lago Ritom entschieden wir uns den wahrscheinlich kürzesten Weg, auf dem Güterweg links des Sees, einzuschlagen. Alternativ könnte man auch die Staumauer überqueren und am Ristorante Lago Ritom vorbei rechts des Sees zur Capanna Cadagno gelangen. Relativ eben führt der Weg zunächst am Ritomsee (dem größten Stausee des Tessin) entlang.

Bei San Carlo mit der kleinen Kapelle steigt dann der Weg noch einmal etwas mehr. Vorbei am „sonderbaren“ Lago Cadagno erreicht man bald die Capanna Cadagno (1987 m), wo unser Quartier wartete. Da wir vorreserviert haben, bekamen wir das 4-Bettzimmer zugeteitl! Der Cadagnosee ist durch eine Schicht von roten Bakterien in zwei Wasserschichten geteilt und ist ein Studienobjekt vieler Forscher aus ganz Europa. Die Capanna Cadagno wurde erweitert und umgebaut und die Eröffnung war erst am 13. Juli 2013. Ich finde den Umbau wirklich gelungen!

Bei der Alpe di Piora wurden wir von Alphornbläsern empfangen – natürlich nicht wir – aber da irgendein Forschungszentrum – vermutlich das Zentrum für Alpine Biologie (Piora) (www.cadagno.ch ) – irgendein Jubiläum feierte, kamen wir in den Genuss der Alphornbläser. Wir haben auf der Terrasse der Capanna Cadagno bei einem Banasch noch das Wetter und die Natur genossen. Das Abendessen war dann auch sehr gut und wir haben eine nette Familie mit kleiner Tochter aus Lugano kennengelernt.

11.08.2013
Schönes Wetter, teilweise bewölkt. In der Früh frisch.

Capanna Cadagno (1987 m) – Campo Blenio (1215 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

8:22 Uhr

23,4

7:14 h

8:55 h

909 m

1.641 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

N46° 32.804'

E008° 43.166'

Capanna Cadagno

1.997 m

Kilometer

Gehzeit

N46° 31.925'

E008° 46.250'

Passo del Sole

2.391 m

5,60

01:36:23

N46° 32.269'

E008° 50.041'

Acquacalda

1.770 m

5,86

01:33:46

N46° 32.053'

E008° 51.231'

Croce Portera

1.923 m

1,66

00:34:44

N46° 31.897'

E008° 52.765'

Capanna Dötra

1.752 m

2,17

00:44:02

N46° 32.841'

E008° 54.704'

Passo Cantonill

1.944 m

3,87

01:09:47

N46° 33.390'

E008° 56.193'

Campo Blenio

1.232 m

3,53

01:20:13

 

 

Campo Blenio/ Genziana

1.215 m

0,52

00:08:49

 

 

 

 

23,21

07:07:44

Nach einer „Katzenwäsche“, wie eben auf einer Hütte üblich, ging es in der Früh bald zum Frühstück. Da ich leider Kopfweh hatte, habe ich in der Nacht nicht so gut geschlafen und ich war in der Früh etwas „gerädert“. Der Tag konnte eigentlich nur noch besser werden …

Hinter der Capanna Cadagno (1987 m) führt zunächst ein Güterweg in Richtung Passo Sole. Der Weg war von unzähligen „Burmänta“ (Walser Wort für Murmeltiere), die nicht sonderlich scheu waren, gesäumt und wir hatten Spaß die putzigen Tierchen zu beobachten. Nach der Alpe Carorescio führt ein Pfad rechts weg in süd-östlicher Richtung und mit einer schön zu laufenden Steigung hinauf zum Passo del Sole (2376 m). Dort war der Wegweiser nach Acquacalda nach links angebracht, man kann aber getrost dem Pfad gerade aus folgen, da der Weg nach links irgendwann verläuft und man dann sowieso wieder auf den gleichen Pfad stößt. Ein Pfad mit angenehmen Gefälle führt dann hinunter nach Acquacalda. In „Ai Pini“ (1799 m) fanden wir ein schönes Plätzchen, wo wir Mittagspause machten.

Hier südlich des Lukmanierpasses können wir eine Brücke zu den Walsern schlagen. So gelten die heute wieder romanisierten Höfe Mompé-Medel, Mutschnengia und Platta walserischen Ursprungs. Allerdings liegen diese Orte nördlich des Lukmanierpasses und im Kanton Graubünden, während wir uns immer noch im Tessin befinden. Über den Lukmanierpass sollen schon vor der Römerzeit Menschen gezogen sein.  Er ist mit 1.914 m ü.M. einer der niedrigsten Passübergange im Alpenkamm. Anfang des 8. Jahrhunderts entstand am Nordkamm des Passes das Kloster Disentis. Von diesem Kloster sollen die Walser die Alpen Mompé-Medel, Mutschnengia und Platta zum Erblehen erhalten haben und bauten sie zu Siedlungen aus.

  

Von Ai Pini führt immer in der Nähe der Straße, meist durch Lärchenwald, ein Pfad bis nach Acquacalda (1756 m). Von Airolo nach Acquacalda führt eigentlich eine Etappe des Großen Walserwegs. Da wir aber den Anreisetag gleich nutzen wollten, sind wir gleich bis zur Capanna Cadagno gelaufen und verschoben ein wenig die Etappen.

Nachdem man den Ort durchquert hat, führt ein Pfad links hinauf, meist durch Lärchen- und Kiefernwald, zur Croce Portera (1917 m). Nach dem steilen Anstieg genossen wir erst einmal die Aussicht, zurück zum Passo del Sole, der sich links des Pizzo Colombe befindet oder in die andere Richtung zum Alpenhauptkamm mit dem Rheinwaldhorn oder Adula.

Da der Weiterweg in Richtung Dötra auf feinem Grasboden führte, genossen Daniela, Rainer und ich ein gutes Stück als „Barfußläufer“. Wie schon vor elf Jahren erfreute ich mich auf dem Weg nach Dötra an den wunderschönen Magerheuwiesen. Während vor elf Jahren noch alles blühte, waren die Bauern heute und wohl die Tage davor am Heuen. In der Capanna Dötra (1749 m) genehmigten wir uns noch etwas zu trinken, bevor wir gemütlich nach Anveuda (1675 m) hinüber wanderten, wo die Bauern ebenfalls gerade am Heuen waren.

Uns erwartete noch einmal ein steiler Pfad in Serpentinen hinauf zum Passo Cantonill (1933 m). Noch steiler als der Anstieg folgt der Pfad hinab, meist durch dichten Wald, nach Campo Blenio (1215 m). Zwischendurch öffnet sich immer wieder der Blick auf die Staumauer des Lago Luzzone oder die Fraktionen von Campo Blenio. Dort haben wir uns etwas außerhalb des Ortes im Ristorante Genziana, bei der Ponte Semina, einquartiert. Nach der langen Tour genossen wir besonders die Dusche und das Abendessen mit Hirschgulasch und Polenta. Das Quartier ist etwas einfach, war aber für unsere Anforderungen in Ordnung.

12.08.2013
Schönes Wetter. Teilweise dunkle Wolken und sehr windig. Der Wind war gerade in der Höhe sehr kalt.

Campo Blenio (1215 m) – Sogn Guisep (1598 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

8:18 Uhr

24,0

7:48 h

9:17 h

1.466 m

1.056 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

N46° 33.390'

E008° 56.193'

Campo Blenio

1.232 m

Kilometer

Gehzeit

N46° 33.662'

E008° 57.782'

Diga Luzzone

1.616 m

3,60

01:11:35

N46° 34.369'

E008° 59.430'

Alpe Garzott

1.633 m

3,06

00:50:22

N46° 35.597'

E009° 00.337'

Capanna Motteriasco

2.184 m

3,54

01:32:18

N46° 36.713'

E008° 59.727'

Crap la Crusch

2.273 m

2,66

00:49:07

N46° 38.197'

E009° 01.458'

Pass Diesrut

2.430 m

4,26

01:22:50

N46° 38.583'

E009° 04.915'

S. Guisep

1.608 m

6,44

02:02:19

 

 

 

 

23,56

07:48:31

Nach dem Frühstück gingen wir direkt gegenüber des Albergo Genziana über die Ponte Semina (1193 m) und überquerten den Brenno. Schon bald führt ein steiler Pfad hinauf zur Staumauer des Lago Luzzone. Um auf die andere Seite der Staumauer zu kommen, durchquerten wir zunächst einen 100 m langen und dann einen zweiten 508 m langen Tunnel. Über eine Treppe gelangten wir dann hoch zur Staumauer und zum Wegweiser Diga Luzzone (1609 m). Dann folgt gleich noch einmal ein 833 m langer und recht zugiger Tunnel, indem uns der Linienbus überholte, der genau bis zum Ausgang des Tunnels fährt und dann wieder kehrt macht. Beim Ausgang des Tunnels sahen wir dann auch schon unser nächstes Ziel, die Capanna Motterascio, die oberhalb des Lago Luzzone thront. Zunächst wartete auf uns allerdings der relativ flach verlaufende Güterweg bis zur Alpe Garzott (1628 m).

Vorher liefen wir allerdings bei Larecc (1633 m) noch an dem Wegweiser zum Soredapass (3 Std. 10 Min.) und zur Lampertsch Alp (4 Std. 35 Min.) vorbei, welcher vor der Alpe Garzott auf einen Pfad rechts weg zeigte.

Bei der diesjährigen Vorbereitung habe ich lange überlegt, ob wir nicht den Weg über den Soredapass (2759 m) über Zervreila direkt nach Vals wählen sollten. Der ehemalige Walser Ort Zervreila, der sich heute unter dem Zervreila-Stausee befindet, gilt als eine der ältesten Walser Siedlungen im Valsertal. Manche Forscher glauben an eine Einwanderung der Walser auf Zervreila aus dem Bleniotal über den Soredapass, wofür es aber keine Beweise gibt. Was man allerdings weiß, dass die hintersten Alpen in Zervreil von den Menschen aus dem Val Blenio bewirtschaftet wurden.

Da ich allerdings nicht genau wusste, wie lange wir für die Strecke brauchen würden – in Vals fanden wir auf einem Wegweiser „Bergwanderrouten ab Vals“ u.a. Soredapass – Olivone  12 Stunden – blieben wir doch auf der „Normalroute“ des Grossen Walserwegs. Den Soredapass möchte ich aber auf alle Fälle irgendwann einmal laufen, er übt auf mich einen großen Reiz aus …

Nach der Alpe Garzott fängt ein Pfad an, der sich noch eine Weile, teilweise ein wenig ausgesetzt, bis zum Ende des Lago Luuzone entlangschlängelt. Zwei Männer setzten gerade den Weg instand, der bei einer Hangrutschung ein wenig beschädigt wurde. An dieser Stelle soll auch einmal ein Dankeschön an die Wegerhalter gerichtet werden, die uns das Wandern teilweise erst ermöglichen! Bald wird der Pfad steiler und führt in schönen Serpentinen hinauf zur Capanna Motteriascio (2171 m). In dieser schönen, gepflegten und im Jahr 2006 erweiterten Hütte, gönnten wir uns das Mittagessen.

Es machte sich bei uns schon die Vorfreude auf die Greina-Ebene breit und wir folgten dem Weg zur Crap la Crusch (2259 m). Schon auf dem Weg dorthin zogen wir immer wieder unsere Kameras, doch nun lag sie endlich vor uns. Die „Plaun la Greina“ und zog uns in ihren Bann. Die Greina ist eine einzigartige Landschaft im Alpenraum. Solche Hochebenen trifft man ansonsten nur in Kanada, Alaska oder Skandinavien an. Es ist aber gar nicht so selbstverständlich, dass wir dieses Stück Natur durchwandern dürfen. Es sollte hier ein großer Stausee entstehen und für viele Kilowattstunden sorgen. Die "armen" Gemeinden Vrin und Sumvitg, in deren Gebiet die Greina gehört, hatten bereits die Konzession zur Nutzung der Greina Ebene erteilt. Zum Glück schafften es Naturfreunde dies zu verhindern. Die Leidtragenden waren natürlich die kleinen Gemeinden, die stark mit Abwanderung der Einwohner kämpfen. Wer mehr über den Kampf um die Erhaltung der Greina Ebene erfahren will kann auf die Homepage der Greina-Stiftung http://www.greina-stiftung.ch/  gehen.

Wir überquerten dann nicht den Rein da Sumvitg über eine Brücke, sondern folgten dem Pfad in Richtung Pass Diesrut (1 ½ Std.) und Vrin (3 ¾ Std.). Fast eben führt der Pfad am orographisch rechtsseitigen Ufer des Rein da Sumvitg nach Norden. Bevor sich die Mäander des Baches sammeln und in einem Bogen in eine Schlucht fließt, führt der Pfad rechts weg und führt in steilen Serpentinen hinauf zum Pass Diesrut (2428 m).

  

Vor über 3000 Jahren waren hier bereits bronzezeitliche Säumer unterwegs. Von den damaligen Menschen wissen wir nur mehr wenig, es steht allerdings fest, dass in jener Zeit die Alpen bereits intensiv begangen wurden. Das wertvolle neue Material, Kupfer lockte die Menschen damals in die Berge um das Metall abzubauen. Kupfer mit Zinn legiert ergab die gut zu bearbeitende Bronze. Es gab neue technische Möglichkeiten und die Alpen wurden als Wirtschaftsraum genutzt. Es entstanden neue Siedlungen und es wurden neue Handelsverbindungen geknüpft. Früher fürchteten Menschen die schwer begehbaren Schluchten und wichen über die Pässe aus. Über den Pass Diesrut führte eine der kürzesten Saumpfade vom Vorderrheintal ins Tessin. Wie wichtig dieser Weg einmal war, zeigt uns die bronzezeitliche Siedlung von Crestaulta. Diese lag nur wenige hundert Meter neben der Ortschaft Surin. 

Da es am Pass ziemlich zugig war, liefen wir noch ein Stück bergab und machten dann eine längere Pause. Nach einiger Zeit gesellte sich zu uns ein Einheimischer aus Vrin, mit dem wir uns sehr nett unterhalten haben und einiges aus der Umgebung erfahren konnten. Dann ging es weiter, zunächst zur Alp Diesrut (1899 m), von der man bereits einen schönen Blick nach Puzzatsch, Vrin und Lumbrein hat. Die früher oft fotografierte Milchbar mit „Kässele“ gehört dabei wohl der Vergangenheit an, da wir sie nicht mehr antrafen.

Über Puzzatsch (1667 m) gelangten wir nach Sogn Guisep (1598 m), wo wir uns in der Ustria Tgamanada einquartierten. Ursprünglich wollten wir nach Vrin laufen und im Hotel Pez Terri ein Quartier suchen, da ich mir nicht sicher war, ob die Ustria Tgamanada noch bewirtschaftet ist. Zu unserem Glück war in Vrin nichts mehr frei und wir bekamen hier ein Quartier, wo ich vor elf Jahren schon einmal übernachtet habe. Zum Essen gab es einen herrlichen Salat aus dem eigenen Garten und die Bündner Spezialität Capuns, die hier besonders gut zubereitet wird! Es wurde noch ein gemütlicher Abend, bevor wir ins Bett gingen.

Vor 11 Jahren, als ich beim Walserweg über die Greina-Ebene gelaufen bin, habe ich geschrieben, wie ich mir vorgestellt habe, wie ich als Kundschafter der Walser vorausgelaufen bin um neues Land zum Siedeln zu suchen …

Mag sein, dass das Bild, welches wir heute von der Walser Einwanderung haben, sehr stark von den „Wild-West-Treks“ beeinflusst ist, da zu jener Zeit die Forscher die Walser entdeckten. Außerdem trug vor allem die bildende Kunst zur Verbreitung dieses „Einwanderungsbildes“ bei, da sie die Einwanderung der Walser im Stile der „Wild-West-Treks“ portraitierten. Dennoch ist es irgendwie ein schönes Bild. Vor elf Jahren bin ich unserer damaligen Wandergruppe ein gutes Stück vorgelaufen. Heute liefen meine drei Begleiter meistens direkt hinter mir her. Nun war in mir das Bild im Kopf, dass ich meine Familie nun geholt habe und wir gemeinsam in das neue Gebiet, also das spätere Walser Gebiet ziehen …

13.08.2013
Gegen 5 Uhr in der Früh hat es geregnet. Später ist es dann wieder schön geworden. Zunächst hat dann die Sonne geschienen. Gegen Mittag ist z.T. der Nebel in die Berge gezogen und es ist ein kühler Wind gegangen. Es ist aber immer wieder die Sonne durchgekommen.

Sogn Guisep (1598 m) – Vals Platz (1254 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

8:14 Uhr

18,5

7:11 h

8:12 h

1.421 m

1.749 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

N46° 38.583'

E009° 04.915'

S. Guisep

1.608 m

Kilometer

Gehzeit

 

 

Cons (Abzweigung)

1.430 m

1,66

00:23:21

N46° 37.284'

E009° 06.228'

Alp Patnaul

2.229 m

5,13

02:29:35

N46° 37.148'

E009° 07.299'

Fuorcla da Patnaul

2.779 m

1,52

01:16:11

N46° 37.431'

E009° 09.695'

Alp Leis

2.049 m

4,22

01:22:40

N46° 37.067'

E009° 10.829'

Vals-Platz

1.256 m

5,08

01:21:04

 

 

 

 

17,61

06:51:52

Nach einem wunderbaren Frühstück in der Ustria Tgamanada sind wir von Sogn Guisep zunächst durch die netten Weiler Ligiazun (1553 m) und Cons (1477 m) gewandert. Vor allem die Holzhäuser in Cons haben mir gut gefallen. Überhaupt gefallen mir die „Örtchen“ im hinteren Val Lumnezia mit ihren Holzhäusern sehr gut. Die Holzhäuser verleiten gerne dazu, diesen Siedlungsraum als „walserisch“ anzusehen. Natürlich stimmt es nicht, dass „Holzhaus = Walserhaus“ ist, doch überwiegen bei den Walsern ursprünglich die Bauten aus Holz. Hier im hinteren Val Lumnezia mögen die Walser aus Vals zwar einen gewissen Einfluss genommen haben, doch der rätoromanische Einfluss scheint weit größer gewesen zu sein. Eine Volkszählung im Jahr 2000 lieferte das Ergebnis, dass in Vrin praktisch alle Einwohner Rätoromanisch sprechen (99% gesprochen, 96% als Hauptsprache u. nur 4% Deutsch).

Nach dem Ort Cons gelangt man zu einer Säge, bei der ein Güterweg rechts weg in Richtung Vanescha, Fuorcla da Patnaul und Vals wegführt. Er führte uns hinunter bis zur Glogn, die wir über eine Brücke (1374 m) überqueren konnten. Noch ein Stück folgten wir dem Güterweg, bis man über eine alte Brücke noch einmal die Glogn überqueren kann und auf einem Pfad die Kehre des Güterweges abkürzt. Mit einer moderaten Steigung führt dann der Güterweg weiter in das Tal – in Richtung Fuorcla da Patnaul/Vals –bis man links abbiegen muss und noch ein kleines Stück hinunter zur Glogn muss, um diese noch einmal zu überqueren. Danach ist es nicht mehr sehr weit bis zur ehemaligen Siedlung Pardatsch (1586 m).

Kurz vor dieser führt ein Pfad links weg in Richtung Alp Patnaul (1 ½ Std), Fuorcla da Patnaul (3 ½ Std.) und Vals (6 Std.). Gleich zu Beginn wurde uns klar, dass der Anstieg anstrengend wird. Der Pfad führt gleich zu Beginn steil nach oben und die Sonne ließ uns den Schweiß aus allen Poren treiben. Es galt die Kondition für den Tag gut einzuteilen. Im unteren Bereich wurden die steilen Bergwiesen noch geheut und gepflegt!

Weiter oben, in einer Höhe von ca. 1800 m, führt der Pfad zwischen zwei Schluchten, auf einem Grasband nach oben. Bereits hier sollte man recht trittsicher sein. Etwas später wird es dann geringfügig flacher, läuft an einer Hirtenhütte auf 2047 m vorbei und steigt auf ein kleines Plateau der Alp Patnaul in einer Höhe von 2227 m. Dort trafen wir auf eine Schafherde mit seinem Hirten vor der kleinen Hirtenhütte. Bei schönem Wetter ein idyllischer Ort. Danach führt der Pfad nach links, in Richtung  Osten und verliert sich bald darauf. Es gilt gut auf die Markierungen zu achten. Der Weg wird steiler und steiler und führt in der „diritissima“ nach oben, so dass wir gelegentlich durchaus die Hände zur Hilfe verwendeten. Trittsicherheit und ein wenig Schwindelfreiheit sind hier durchaus gefragt. Die letzten 250 Höhenmeter gingen dann in einer Geröllhalde etwas angenehmer bergauf, bis wir den höchsten Punkt unserer heurigen Walserwegtour, die Fuorcla da Patnaul (2773 m), zwischen dem Piz Aul und dem Faltschonhorn gelegen, erreicht haben.

  

Da dort leider der Nebel hin und her zog und es relativ kalt war, sind wir noch ein paar Meter weiter gelaufen und haben einen geschützten Platz für unsere Mittagspause gesucht. Dabei entdeckten wir am Grat zwei mächtige Steinböcke. Da es aber immer noch sehr kalt war, brachen wir bald wieder auf. Nun folgte ein schöner Pfad, mit angenehmen Gefälle, durch die Leisalpe. Bei unserem Weiterweg entdeckten wir auch noch einen Adler, der am Himmel kreiste. In der Alp Leis (2050 m) machten wir noch einen Einkehrschwung und Daniela und ich, als richtige „Buura-Googa“, erfuhren von der Wirtin noch allerhand über die Alpbewirtschaftung. Die Bewirtschafterfamilie kommt aus dem Südtirol und ist bereits den 13. Sommer auf dieser Alpe. Auch der Pfarrer von Vals machte auf der Alpe seinen Einkehrschwung und ihm war sogar das Kleinwalsertal bekannt.

Nach unserer Einkehr sind wir dem Wegweiser in Richtung Vals, der zunächst über die Alpweide in Richtung „An der Matta“ führt, gefolgt. Am Anfang hatten wir etwas Mühe die Markierungen zu finden, aber wir fanden uns dann doch bald zurecht. An der Matte kommt man auf einen Fahrweg, dem man teilweise folgen muss, ansonsten führt ein angenehm zu laufender Pfad hinunter nach Vals. Dort holten wir uns zunächst am Bankomat noch Franken, die uns allen mehr oder weniger ausgegangen sind und kauften im Volg noch Proviant ein. Dann machten wir es uns noch vor dem Hotel Alpina, in dem wir uns einquartiert haben, gemütlich. Bedient wurden wir von einer Landsfrau aus der Steiermark. Das Abendessen war richtig vornehm und sehr gut, wie auch die Unterkunft.

Valsertal: Der Name stammt vom lateinisch-romanischen vallis "Tal" und hat nichts mit den Walsern zu tun. Der Name bestand schon vor den Walser Einwanderern. Durch das Valsertal und über den Valserberg sind bereits die Römer gegangen. Die Walser kamen wahrscheinlich seit der Wende des 13./14. Jahrhunderts von ihren Niederlassungen im Quellgebiet des Hinterrheins über den Valserberg in das Tal. Zunächst entstand vermutlich der Ort Zervreila, der heute unter dem Stausee begraben liegt. Danach trieb es die landhungrigen Walser talabwärts bis nach St. Martin. Der politische Mittelpunkt entstand mit der Zeit in Vals-Platz. Alfred Rieder hat uns im Juli 2002 erzählt, dass die Valser Walser noch weiter talabwärts gezogen seien, dass in einer alten Urkunde aber zu finden ist, dass sich die rätoromanische Bevölkerung um Ilanz bei ihrem Schutzherrn über die „Walser Invasion“ beschwert hat und er den "Walsern von den wilden Höhinnen" Einhalt geboten hat. Im Buch "Heimat der Walser" von Dr. Karl Fritz können wir noch folgendes über das Valsertal lesen: "Während das Lungnetztal dem Wanderer noch manche landschaftliche Reize bietet, ist das längere Valsertal mehr wild und rauh. Da kommt der Liebhaber tiefer und enger Talschluchten besser auf seine Rechnung. Mit schroffer Steilheit siehst du da die Berghalden beiderseits emporsteigen, dass man sich wundern muss, wie menschlicher Fleiß da noch Wohnungen hinaufzuzaubern vermag. Hier hat der Volksmund den Witz geprägt: "Da muß man die Kinder vor dem Hause anbinden, muß den "Schiitschtock" (Scheitstock) befestigen, ja selbst den Hühnern Steigeisen anlegen, damit sie nicht allesamt "vertroolen" (abstürzen). 

Im Valsertal ist im Gegensatz zu den meisten umliegenden Orten die Bevölkerung zum großen Teil katholisch. Dazu gibt es auch eine Sage. Als es darum ging, ob die Bevölkerung reformatorisch oder katholisch wird, gab es eine Abstimmung und kam zu einer Pattstellung. Guter Rat war teuer, doch plötzlich erinnerten sich die Valser, dass der Ziegenhirte noch nicht von der Weide zurückgekehrt war. Die Entscheidung traf dann der Ziegenhirte und die Bevölkerung blieb katholisch. Bekannt aus dem Tal ist vor allem das Valser Wasser (Mineralquelle), die Valser Therme und der Valser Quarzit (Steinplattenproduktion).

14.08.2013
Teilweise Sonne, teilweise bedeckt. In der Früh noch etwas neblig. Teilweise ein kalter Wind.

Vals Platz (1254 m) – Safien Platz (1315 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

8:36 Uhr

23,0

7:19 h

8:33 h

1.372 m

1.313 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

N46° 37.067'

E009° 10.829'

Vals-Platz

1.256 m

Kilometer

Gehzeit

N46° 37.121'

E009° 11.945'

Kurz vor Punkt 1994 m

1.947 m

3,13

01:38:43

N46° 36.286'

E009° 13.490'

Alp Tomül

2.182 m

2,60

00:57:55

N46° 36.587'

E009° 14.626'

Tomülpass

2.415 m

2,13

00:39:34

N46° 37.479'

E009° 16.576'

Safien Turrahus

1.709 m

5,04

01:13:43

N46° 39.689'

E009° 16.973'

Inder Camana

1.794 m

5,00

01:31:44

N46° 40.754'

E009° 18.066'

Safien Hof

1.662 m

2,68

00:34:57

N46° 40.901'

E009° 18.895'

Safien-Platz

1.326 m

1,58

00:26:16

 

 

Safien Gasthaus Rathaus

1.296 m

0,35

00:08:19

 

 

 

 

22,51

07:11:11

Der Grosse Walserweg führt eigentlich von Vals über den Valserberg weiter nach Splügen und von dort über den Safierberg ins Safiental. Da Daniela, Rainer und ich diese Etappen bereits 2005 gelaufen sind (Bericht siehe: http://walserweg.com/walserweg2005_2.htm , haben wir beschlossen von Vals bis nach Obermutten dem Walserweg Graubünden zu folgen. Wer genauer über den Graubündner Weg informiert werden will, sollte sich unbedingt den Wanderführer „Walserweg Graubünden“ von Irene Schuler besorgen, welcher 2010 im Rotpunktverlag erschienen ist. Er enthält nicht nur eine genaue Wanderbeschreibung, sondern auch besonders Wissenswertes zu den Orten wie auch zu den Walsern!

Nach dem Frühstück haben wir im Volg noch ein Brot gekauft und dann ging es schon los, auf dem Walserweg Graubünden (Etappe 3) in Richtung Tomülpass.

Bei der Kirche führt der Weg steil nach oben und beim Hotel Valserhof verließen wir langsam das Dorf. Immer wieder schweifte der Blick zurück in das unter uns liegende Vals, das durch seine Steindächer besonders charmant wirkt. Während wir auf dem Pfad im Wald immer mehr Höhenmeter zurücklegten, wurden wir von Alphornklängen begleitet, da diese Tage gerade eine Alphornwoche in Vals stattfand. Leider versperrte der Nebel uns ein wenig die Sicht, z.B. auf das Zervreilahorn. Nachdem wir auch durch den Riefawald nach oben gestiegen sind, lichtet sich der Wald und ganz automatisch nutzten wir den bei Irene Schuler vorgeschlagenen Platz bei Punkt 1994 m mit seinen großen Felsblöcken zu einer ersten Pause. Nach einem kurzen Stück erreicht man den Riedboda, eine wunderschöne Landschaft, durch die der Riedbodabach mäandriert.

  

Nach diesem relativ flachen Stück steigt der Weg etwas steiler hinauf zur Alp Tomül, wo man Alpprodukte verzehren kann. Den Weg hinauf zum Tomülpass (2412 m) hat man bald zurückgelegt, da er eine angenehme Steigung aufweist. Uns kamen einige Mountainbiker entgegen, was wohl auch mit den Mountainbike-Routen, Alpine Bike Route 1 oder Graubünden Bike Route 90, die über den Tomülpass führen zusammenhängt. Nachdem sich Rainer zunächst noch um ein „verliebtes Kälbchen“ kümmerte, machten wir unterhalb des Passes Mittagspause. Da es aber immer noch relativ kühl und windig war, sind wir bald weiter. Ich hatte gar nicht mehr in Erinnerung, dass der während des 2. Weltkrieges von polnischen Internierten ausgebaute Weg so angenehm bergab zu laufen ist. Im Turrahus (1694 m) sind wir noch zu einem Banasch eingekehrt.

Dann haben wir gleich noch die Etappe 4 des Walserweg Graubünden drangehängt und sind auf dem staubigen Fahrsträßchen zunächst bis nach Thalkirch (1686 m) gefolgt. Die Straße wird 2014 ausgebaut, was für die Bevölkerung sicher ein Segen ist, für die Wanderer wahrscheinlich ein kleines Stück mehr Asphalt bescheren wird. Irgendwie haben wir übersehen, dass ein Wanderweg auf der anderen Seite der Rabiusa talwärts führen soll. Vor der Kirche in Thalkirch sind wir dann dem Weg in Richtung Camaner Hütta links hinauf gefolgt. Über die Bächer Hütta, das Bächer Tobel und den Camaner Wald erreichten wir zunächst Inder Camana (1792 m) und dann auf der Zufahrtsstraße Camanaboda (1766 m), wo sich das Safier Heimatmuseum befindet. Über Hof (1658 m) ging es dann hinunter nach Safien-Platz (1315 m). Auf dem Weg haben mich besonders die vielen Futterställe und Höfe fasziniert. Das Safiental begeistert mich immer wieder und ist mir besonders ans Herz gewachsen. Es mag auch ein wenig an seiner noch vorhandenen Ursprünglichkeit liegen. Andere Menschen sehen das ganz anders und so gibt es auch eine andere Sichtweise: „Das Safiental – eine „alpine Brache“, ein „potenzialarmer Raum“, eine Zone des unaufhaltsamen wirtschaftlichen Niedergangs?“. Mag das Safiental durchaus seine Probleme haben, so hoffe ich, dass die Bewohner weiter so engagiert für ihr Tal kämpfen und ihre tollen lokalen Projekte auch genügend Anerkennung finden. Einen Überblick zur Geschichte des Tales findet sich hier http://www.walser-alps.eu/walser-regionen/graubuenden/safien oder hier http://www.safiental.ch/index.cfm?id=115

Wir quartierten uns im Gasthaus Rathaus ein und bekamen unsere Zimmer im 3. Stock. In diesem historischen 1481 gebauten Haus zu übernachten fand ich besonders reizvoll. Wir wurden dann auch bestens verköstigt und die Leseecke waren mit bester Literatur, gerade über das Safiental, ausgestattet. Müsste ich die Bücher nicht im Rucksack tragen, dann hätte ich mir das eine oder andere Buch erworben …

15.08.2013
Wunderschönes Wetter und Sonne.

Safien Platz (1315 m) – Obermutten (1863 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

7:45 Uhr

24,3

8:02 h

9:28 h

1.906 m

1.334 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

 

 

Safien Gasthaus Rathaus

1.296 m

Kilometer

Gehzeit

N46° 40.649'

E009° 20.953'

Glaspass

1.858 m

3,56

01:34:30

N46° 41.486'

E009° 24.070'

Urmein

1.280 m

5,19

01:16:20

N46° 41.566'

E009° 26.393'

Thusis

719 m

5,39

01:16:27

N46° 41.177'

E009° 27.906'

Crocs

1.588 m

4,87

02:39:13

N46° 40.351'

E009° 29.044'

Obermutten

1.870 m

2,53

01:07:06

 

 

 

 

21,54

07:53:36

Bereits um 7 Uhr waren wir heute beim Frühstück, da die härteste Etappe auf uns wartete, da wir vom Walserweg Graubünden die Etappen 5 und 6 zusammenlegten. Vom Gasthaus Rathaus mussten wir noch um das Staubecken und dann ging es los. Durch den Chilchiwald führt der steile Weg über „d Stäga“ hinauf nach Inner Glas (1819 m). Kaum zu glauben, dass dieser Weg über Jahrhunderte für die Safier die wichtigste Wegverbindung aus dem Tal war und sogar im Winter offen gehalten wurde. Im oberen Bereich ist der Weg gepflastert und weniger steil. An einigen Walser Höfen vorbei erreicht man über Usser Glas auf der Zufahrtsstraße den Glaspass (1846 m).

Da es heute eine besonders anstrengende Etappe werden würde, entschieden wir uns nicht dem Walserweg über Masügg zu folgen, sondern über Obertschapina nach Thusis abzusteigen. Bis Obertschappina (1577 m) folgten wir teilweise einem Pfad und teilweise einem Güterweg, wobei wir immer wieder an Schildern des Tschappiner Flurnamenwegs vorbeikamen, auf dessen Holztafeln die Flurnamen samt der Erklärung eingeschnitzt sind.

Von Obertschapina führt der Weg dann immer wieder auf Asphalt bis Tschapina (1420 m), Urmein (1264 m) und Dalaus (919 m). Das letzte Stück nach Thusis führt schließlich auf einer alten Weganlage hinunter nach Thusis (720 m).

  

Nachdem Rainer in Thusis noch einen Labello eingekauft hat, haben wir irgendwie den Bahnhof verpasst und sind noch in einem Restaurant auf ein „Banasch“ eingekehrt. Dann sind wir auf der Straße bis zum Ortsschild von Sils a.D. gelangt. Dort haben wir die „Autobahn“ zum San Bernadino unterquert und sind zunächst auf einem Steig und später auf einem Güterweg in Richtung Burg Hohenrätien. Man kommt zwar nicht direkt bei der Burg mit der Pfarrkirche St. Johannes Baptist vorbei, hat aber vor allem etwas weiter oben noch einmal einen schönen Blick auf die Burganlage.

Angenehm steigend führt der Weg weiter bis zu den Felsen von Crap Carschenna, wo man an alten Felszeichnungen vorbeikommt. Gewaltig ist die Aussicht ins Domleschg. Auf einem Güterweg muss man zunächst noch ein Stück absteigen, bevor er wieder zu steigen beginnt. In einer Höhe von ca. 1100 m beginnt ein meistens sehr steiler Steig, der zwar durch den Wald führt, der aber doch Trittsicherheit und vor allem Kondition voraussetzt. Es gilt also, sich das Tempo sehr gut einzuteilen. Dass wir diesen tollen Pfad überhaupt laufen können ist einer Initiative von Giuseppe Torri und der Gemeinde Sils zu verdanken. Wenn man dann endlich die Lichtung Crocs (1574 m) erreicht, glaubt man sich in eine andere Welt versetzt. Nach dem steilen Anstieg ist hier eine Pause mehr als verdient und schöner konnte sie bei diesem herrlichen Wetter kaum sein. Hier wurde das Gelände sogar gemäht, vermutlich um die Lichtung einfach in dieser Schönheit zu erhalten.

Hinter der Hütte von Crocs führt dann der Weg noch ein gutes Stück steil bergauf, bevor es dann ein Stück flacher weiter geht. Hier war heute eine ganze Familie am die Bergmähder heuen. Am Ende führte ein Fahrweg zu unserem höchsten Punkt, die Furggla (1936 m). Wir waren wirklich froh, dass wir den höchsten Punkt erreicht hatten, denn die 1900 Höhenmeter Anstieg und der steile Pfad von Thusis hinauf, hatte doch an unseren Kräften gezehrt. Von der Furggla geht es dann noch ein kleines Stück bergab und dann sahen wir endlich unser Tagesziel vor uns – das Walser Kleinod Obermutten (1863 m).

Ich hatte vor allem Obermutten als Tagesziel geplant, damit die tolle Übernachtungsmöglichkeit und damit die Infrastruktur des Ortes auch genutzt wird. Das „Berggasthaus Post“ ist schließlich auch nicht „nur“ eine Übernachtungsmöglichkeit, sondern wirklich eine empfehlenswerte Unterkunft, in der wir uns richtig wohl gefühlt haben. Überraschenderweise stammte der Wirt sogar ursprünglich aus Hohenems, der mit seiner Schweizer Frau das Haus seit vier Jahren gepachtet hat. Zum Abendessen wurden wir mit der Graubündner Spezialität „Pizoggel“ verwöhnt. Danach machten wir noch einen Dorfspaziergang. Auch wenn der Ort eigentlich gar nicht so alt ist, da ein Großteil des Ortes 1946 durch einen Brand vernichtet wurde, so empfindet man das Haufendorf mit den charakteristischen Walserhäusern als besonders alt. Sehenswert natürlich auch Holzkirche von 1718 mit der seltenen Toggenburger Hausorgel von Heinrich Ammann aus dem Jahr 1807. Laut „Post-Wirt“ leben noch zwei Familien ganzjährig in Obermutten und man findet es sogar auf Facebook. https://www.facebook.com/obermutten

16.08.2013
Schönes Wetter und sehr heiß.

Obermutten (1863 m) – Churwalden (1230 m)

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

8:12 Uhr

24,3

5:40 h

7:15 h

764 m

1.355 m

Stefan (Garmin Forerunner 305):

N46° 40.351'

E009° 29.044'

Obermutten

1.870 m

Kilometer

Gehzeit

N46° 40.587'

E009° 29.920'

Mutten

1.468 m

3,19

00:37:22

N46° 40.739'

E009° 31.848'

Solisbrücke

886 m

6,80

01:36:37

N46° 41.680'

E009° 32.177'

Zorten

1.178 m

2,37

00:58:54

N46° 43.591'

E009° 33.447'

Lenzerheide

1.477 m

4,35

01:08:03

N46° 46.802'

E009° 32.624'

Churwalden

1.232 m

7,50

01:44:40

 

 

 

 

24,21

06:05:36

Wir hatten uns entschieden, den Walserweg Graubünden zu verlassen und weiter dem Großen Walserweg bis nach Churwalden und danach weiter bis in unsere Heimat, dem Kleinwalsertal, zu folgen. Den Walserweg Graubünden möchten wir gerne nach der Ankunft in Mittelberg im Kleinwalsertal in naher Zukunft fortführen.

Nach einem hervorragenden Frühstück im Gasthof Post, brachen wir auf und verabschiedeten uns langsam vom wunderschönen Ort Obermutten (1863 m). Zunächst geht es auf der Schotterfahrpiste über Stafel nach Mutten (1395 m). Im Unterdorf sind wir dann auf den Wanderweg nach rechts, in Richtung „Solis, Stierva etc.“ abgezweigt. Kurz darauf kommt eine Weggabelung, bei welcher der obere Weg genommen werden muss. Danach umrundet man das Muttner Tobel. Danach haben wir uns für die linke Variante, in Richtung Solis entschieden. Auf der Muttner Straße läuft man bis zur nächsten Linkskurve, wo sich eine Markierung befindet und rechts hinunter auf einen Waldweg führt. Bei dem gleich folgenden Wegweiser sind wir gerade weiter in Richtung „Solis Station u. Tiefencastel“. Als wir auf einen Güterweg gestoßen sind, ging es link hinunter in Richtung „Solas, Solasbrücke“. Ein schöner Fahrweg führt dann hinunter in Richtung Solasbrücke. Kurz vor dieser, wenn man wieder auf die Straße kommt, führt das letzte Stück ein etwas abenteuerlicher Pfad zur Brücke hinunter. Hans Hönl schrieb 2011 im Outdoor-Buch „Schweiz: Walserweg“, dass dieser völlig zugewachsen und kaum begehbar ist. Bei uns war er immerhin ausgemäht, wobei er nicht sonderlich schön zu laufen ist, so dass man ihn auch getrost auf der Straße umgehen kann.

Bei der Solisbrücke (843 m) hat man einen schönen Blick auf das „Soliser Viadukt“ der Rhätischen Bahn. Die 89 m hohe und 164 m lange Eisenbahnbrücke über die Albula ist die höchste Brücke der Rhätischen Bahn und wurde im Jahr 1902 gebaut und 1997 saniert. Wir hatten das Glück, dass bei unserer Pause gerade der Glacier Express drüber fuhr.

Über eine alte Steinbogenbrücke überquerten wir die Albula und liefen am Restaurant Solisbrücke www.solisbruecke.ch vorbei, um kurz darauf die Schynstraße zwischen Thusis und Tiefencastel zu passieren. Ein kurzes Stück mussten wir einer schmalen Straße bergauf folgen und wählten dann die „Abkürzung“, wobei uns im ersten Moment nicht immer ganz klar war, wo es lang geht. Ein Stück weiter oben haben wir wieder die Zufahrtsstraße nach Muldain erreicht, der wir bis nach Nivagl (1035 m) gefolgt sind. Kurz darauf zweigt ein Pfad steil nach oben in Richtung Zorten (1186 m) ab. Der steile aber schöne Pfad hinauf nach Zorten ließ uns zwar gewaltig schwitzen, dafür hatten wir einen schönen Blick zurück nach Mutten und Obermutten. Den Dorfbrunnen von Zorten nutzten wir zur Abkühlung und machten eine Pause.

  

Etwas später, immer noch in Zorten, machten wir dann einen entscheidenden Fehler. Um nicht durch den Ort Lenzerheide laufen zu müssen, wollten wir den Weg, wie von Hans Hönl im Outdoorbuch „Schweiz: Walserweg“ vorgeschlagen, über Lain, Sporz, Tgantieni, Spoina, Sartons und Parpan nach Churwalden nehmen. Nachdem es in Zorten aber „nur“ einen Wegweiser mit Richtung „Lenzerheide“ und sonst keinen gab (zumindest haben wir sonst keinen gesehen) sind wir ohne groß zu überlegen und in die Karte zu schauen, einfach in dieser Richtung weitergelaufen. Nachdem wir dann bereits über Fuso (1274 m) nach Resgia (1407 m) gelangt sind, beschlossen wir nun doch durch den Ort Lenzerheide (1476 m) zu laufen und machten dann kurz vor dem Ort unsere Mittagspause. Die Hitze war ziemlich erdrückend und wir hatten keinen schönen Schattenplatz, so dass die Stimmung nach unserem „Verlaufer“ etwas gedrückt war.

Wir sind dann durch den Ort geschlendert und Rainer fragten bei der Touristeninformation nach dem Besten Weg nach Churwalden. Wir sind dann auch noch auf ein Getränk eingekehrt und die Stimmung hob sich sichtlich wieder. Der „Verlaufer“ dünkte uns im Nachhinein dann doch nicht so schlimm, denn es zeigte sich als ganz nett, durch den Ort gelaufen zu sein. Recht gemütlich ging es dann entlang des Heidsees bis nach Valbella (1535 m). Nachdem wir dort ein kleines Stück durch den Ort liefen, waren rechts von der Straße ein Schotterweg, der zwar nur mit „Winterwanderweg“ beschildert war, dem wir aber trotzdem folgten. Dadurch konnten wir der Straße entgehen und sind dann auch bis nach Parpan (1515 m) gelangt.

Der Mann von der Touristeninformation in der Lenzerheide hatte uns den Weg in Richtung Oberberg, mit der lokalen Wanderwegroute 743 (http://maps.graubuenden.ch/de/alpregio.jsp#i=3951458&tab=TourTab ) ausgeschildert, empfohlen. Trotz der verlockenden Highlights „Walsersiedlung Oberberg“, „Mittelberg“ und einer meiner Lieblingsflurnamen „Tschuggen“, der bei den Walsern weit verbreitet ist und „Felskopf“ bedeutet, waren wir dann aber einfach zu faul und vom Vortag auch noch ein wenig geschafft, um noch einmal einen Anstieg zu bewältigen und wählten daher den direkten Weg nach Churwalden.

Bei Parpan war uns der Weg kurzzeitig nicht ganz klar, aber im Endeffekt erwischten wir dann eine Abkürzung und mussten am Ende noch ein kurzes Stück der Straße folgen. Direkt am Ortsende von Parpan folgten wir dann dem Pfad, welcher links weg, meistens entlang des Stätzer Baches hinunter nach Churwalden (1230 m) führt.

Dort sind wir gerade bei der Post angekommen, als uns ein Auto anhupte und siehe da es war bereits Dagmars Mann Charly, welcher uns dankbarerweise in Churwalden abholte. Welch ein Timing! Eigentlich wollten wir im Ort noch etwas trinken, aber alle Gasthäuser an denen wir vorbeikamen öffneten erst um 16 Uhr. Daher sind wir über Chur und Meiningen zunächst nach Rankweil. Dort sind wir im „Rankler Hof“ noch zum Essen eingekehrt. Danach ging es weiter nach Muntlix, wo uns Dagmar und Charly noch ihre Wohnung zeigten. Von Muntlix hat mich Daniela noch nach Krumbach zu meinen Schwiegereltern gefahren, wo meine Familie während unserer Tour „urlaubte“. Daniela und Rainer sind danach weiter ins Kleinwalsertal.

Die Freiherren von Vaz
Auch wenn wir zwischen Mutten und Churwalden nicht durch Walser Gebiet kamen, sind wir auf dem Weg durch Orte gelaufen, welche für die Geschichte der Walser durchaus eine Rolle gespielt haben. Es gibt zwar keinen Ort mit dem Namen Vaz oder Obervaz, allerdings eine politische Gemeinde Vaz (rätoromanisch)/Obervaz (deutsch) welche die Dörfer Zorten, Lain, Muldain, Lenzerheide und Valbella umfasst. Die Gemeinde gilt als Teil des Nachlasses der Freiherren von Vaz, dessen Hauptsitz sich auf der Burg Nivagl befand, die südlich von Zorten gelegen ist, in dessen Nähe wir vorbeigelaufen sind und von deren Anlage allerdings keine Mauerreste mehr sichtbar sind.
Der Freiherr Walter V. von Vaz stellte am 9. Oktober 1277 den sogenannten „Rheinwalder Freiheitsbreif“ aus. Dabei nahm er „alle deutschen Leute, welche im Rheinwald, zwischen dem Schams und dem sogenannten Vogelberg (ursprüngliche Bezeichnung für den San-Bernadino Pass)“ unter seinen Schutz, hingegen er die Rheinwalder Walser jederzeit zu „Kriegszügen“ aufbieten konnte“. Außerdem bekamen die Walser volle persönliche und eine weitgehend politische Freiheit.

Churwalden
Churwalden, welches am Passweg von Chur zur Lenzerheide liegt, verdankt vermutlich seinen Ursprung von der um 1150 von den Freiherren von Vaz gestifteten Kloster Churwalden. 1527 wurde während der Reformation die Güter des Klosters beschlagnahmt und die Ordensniederlassung praktisch aufgehoben, auch wenn bis 1599 noch ein Abt und bis 1803 ein Administrator seines Amtes waltete. Bis zum Jahr 1967 diente die ehemalige Klosterkirche sowohl der reformierten als auch katholischen Konfession als Pfarrkirche.
In Churwalden lassen sich Spuren der Walser auf Oberberg und Runcalier finden und sie zogen wohl allmählich auch hinunter in das Dorf, wo sie sich mit den ansässigen Rätoromanen vermischten.
Weitere Infos: http://www.kreis-churwalden.ch/Churwalden.615.0.html

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