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  Der grosse Walserweg

(Grande Sentiero Walser)

Von Churwalden bis Brand (15.08.-18.08.2014)

(109,84, 5.637 Höhenmeter Anstieg und 5.808 Höhenmeter Abstieg)

Wanderer: Dagmar Moravi-Lampert, Daniela Hilbrand, Rainer Müller, Stefan Heim
Bericht: Stefan Heim

 

15.08.2014
Meistens bedeckt, teilweise Sonne, zwei Mal hat es leicht geregnet.

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

08:51 Uhr

28,5

07:37 h

08:32 h

1.328 m

824 m


Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Garmin Trainingscenter ausgelesen:

 

 

 

Höhe

Kilometer

Gehzeit

N46° 46.802'

E009° 32.624'

Churwalden

1.232 m

 

 

N46° 49.028'

E009° 33.563'

Runcalier

1.448 m

6,25 km

01:48:09

N46° 48.781'

E009° 36.764'

Tschiertschen

1.315 m

5,48 km

01:47:04

N46° 48.403'

E009° 38.890'

Ochsenalp

1.934 m

5,34 km

01:55:26

 

 

Rot Tritt

ca. 2.006 m

2,48 km

00:34:14

N46° 46.971'

E009° 40.730'

Arosa

1.756 m

5,22 km

01:17:05

 

 

 

 

24,77 km

07:21:58

Gegen 6:45 Uhr haben mich Daniela Hilbrand und Rainer Müller in Krumbach abgeholt. In Alberschwende waren wir noch am Tanken und Brot kaufen und dann sind wir weiter nach Muntlix. Dort konnte Daniela bei Charly Lampert und Dagmar Moravi-Lampert das Auto stehen lassen. Charly hat uns dann von Muntlix nach Churwalden gefahren.

Wir fanden dann gleich im Ort den Wegweiser in Richtung Tschiertschen und Praden. Für uns natürlich auf dem Wegweiser gleich interessant die Bezeichnung Mittelberg. Mittelberg sollte für Dagmar, Daniela und Rainer das Ende der diesjährigen Tour markieren. Auffallend auch gleich die Bezeichnung „Tschuggen“, welche die Walser vermutlich aus dem „franko-provenzial“ mitgebracht haben und so viel bedeutet wie „Felskopf“. Immer wieder taucht dieser Flurname in Walser Orten auf.

Zunächst führt eine Teerstraße von Churwalden (1.230 m) ca. 4 km über Stein, Berg und Vargan hinauf bis nach Büel (1.517 m). Trotzdem ist diese Strecke mit seinen vielen Ställen und schönen Holzhäusern abwechslungsreich und schön. Über Fanülla mit schönem Blick auf die Stadt Chur ging es dann hinüber nach Runcalier (1.430 m), das die Walser Mitte des 14. Jahrhunderts vom Kloster Churwalden zum Erblehen bekamen. Meist durch Wald und über das Steinbachtobel führt der Pfad danach hinunter nach Usser Praden (1.135 m). Wir befinden uns jetzt im Schanfigg, das von der Plessur durchflossen wird. Schön sind hier die Häuser mit den Inschriften. Von hier ist es noch ein Stück hinauf nach Tschiertschen (1.343 m). Auch wenn die Strecke teilweise in der Nähe und ein kurzes Stück an der Straße verläuft, so hat sie mir doch gut gefallen. Auch Tschiertschen empfanden wir als schönen und touristisch kaum überlaufenen Ort. Von Tschiertschen geht es dann etwas steiler hinauf in Richtung Ochsenalpe. An rauschenden Bächen vorbei gewinnt man schnell an Höhe. Zwischendurch mussten wir nun unsere Regenbekleidung herausholen. Da kam ein Einkehrschwung an der Ochsenalpe (1.936 m) gerade recht.

Danach folgte noch ein kleiner Aufstieg hinüber zum Rot Tritt (ca. 2.006 m), dem höchsten Punkt der heutigen Tour. Über die Prätschalp gelangten wir hinunter nach Maran (1.862 m), mit seinem Golfplatz. Die „Golfmetropole“ mit seinen großen Gebäuden mutet kurz nach der Alpe etwas sonderbar an. Ich dachte dabei an die Titelüberschrift von Bernhard Irlinger im Buch „Der große Walserweg“ zu dieser Etappe: „Das böse Ende kommt bestimmt“.  Ich wollte dann aber nicht voreilig urteilen und wir liefen über den Eichhörnchenweg hinunter nach Arosa (1.739 m). Auch beim Eichhörnchenweg, bei dem die Eichhörnchen mit Nüssen gefüttert werden und uns die Eichhörnchen mehr oder weniger fast über die Füße liefen und Vögel kreuz und quer durch den Wald schossen, machte ich mir meine Gedanken. Ist es wirklich gut, dass hier die Tiere so gemästet werden?
In Arosa wurden wir von einer Dixieband begrüßt, die dort gerade ein kleines Konzert anlässlich der Arosa Jazz Tage gab. Wir quartierten uns im Arosa Vetter Hotel ein, wo es uns sehr gut gefiel und wir vor allem ein hervorragendes Abendessen serviert bekamen.

Arosa war früher Alpgebiet der Freiherren von Vaz und wurde Anfang des 14. Jahrhunderts von Walsern aus Davos „dauerbesiedelt“.  Bis zum Jahr 1851 gehörte die „Fraktion Arosa“ zum Gericht Davos. Im gleichen Jahr wurde Arosa eine eigene Gemeinde im Kreis Schanfigg. Ursprünglich war der Ort eine Streusiedlung und rein landwirtschaftlich geprägt. Um 1870 begann mit den Sanatorien der frühe Tourismus und die Bevölkerung nahm zwischen 1900 bis 1930 von ca. 1000 Bewohnern bis rund 3500 zu. Der höchst gelegene Ort im Schanfigg ist eine der bekanntesten Tourismusdestinationen in der Schweiz und vor allem als schneesicheres Skigebiet bekannt. Die ca. 3300 Einwohner von Arosa leben fast ausschließlich vom Tourismus. Im „Eggahus“ in Innerarosa ist das Schanfigger Heimatmuseum untergebracht.

    

16.08.2014
Sehr wechselhaftes Wetter. Regen, meistens bedeckt, an der Maienfelder Furgga Schneefall.

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

07:55 Uhr

30,1

07:55 h

09:09 h

1.116 m

2.027 m


Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Sporttracks ausgelesen:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Aufstieg

Abstieg

08:03 Uhr

29,80 km

07:58:51

1.229 m

1.775 m

Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Garmin Trainingscenter ausgelesen:

 

 

 

Höhe

Kilometer

Gehzeit

N46° 46.971'

E009° 40.730'

Arosa

1.756 m

 

 

N46° 46.221'

E009° 44.008'

Maienfelder Furgga

2.434 m

5,77 km

02:24:17

N46° 46.208'

E009° 47.090'

Stafelalp

1.895 m

5,38 km

01:22:39

N46° 47.592'

E009° 49.252'

Davos Platz

1.601 m

4,61 km

01:20:13

N46° 47.592'

E009° 51.228'

Davos Wolfgang

1.640 m

5,92 km

01:24:08

N46° 51.895'

E009° 53.117'

Klosters Platz

1.192 m

6,47 km

01:29:59

 

 

 

 

28,15 km

08:01:16

Nach dem guten Frühstück haben wir noch in einer Bäckerei Semmel gekauft und dann ging es hinunter bis an den Isel. Nach der Überquerung einer Hängebrücke führt ein schöner Steig in Richtung Maienfelder Furgga. Nun befinden wir uns auch auf dem Walserweg Graubünden, Etappe 15, nur in der anderen Richtung. Bald schon mussten wir die Regenbekleidung anziehen, es hat dann aber zum Glück nie fest geregnet. Beim Aufstieg hatten wir immer wieder einen Blick auf Arosa, das wir, obwohl es ja eigentlich ganz schön liegt, durch seine vielen Hochhäuser nicht wirklich als schön empfanden. Für Bernhard Irlinger ist trotz allem Verständnis hier eine Grenze überschritten. Irene Schuler schreibt beim Walserweg Graubünden von einem „erstaunlichen Mangel an ästhetischem Sinn und Baukultur“. Allerdings würde seit einigen Jahren eine positive Entwicklung einsetzen und es sei der Ehrgeiz entstanden „gut“ zu bauen und bedeutende Architekten zu engagieren. Hoffen wir, dass Arosa daraus gewinnen kann. Interessant wäre es, wie die Bevölkerung von Arosa ihre Stadt selber sieht?

Ich habe mir überlegt, wieso Davos, obwohl auch Stadt und z.T. sogar ähnlichen Häusern nicht so negativ wirkt? Liegt es daran, weil Davos im Zentrum wirklich wie eine Stadt aussieht und Arosa ein wenig wie eine „Streusiedlungsstadt“?

Wie dem auch sei, uns führte der Weg weiter in Richtung Maienfelder Furgga. Bevor es zum Passübergang kommt, wird es wieder etwas flacher. Inzwischen hatte es leicht zu schneien begonnen und wir machten es uns ein wenig in der Schutzhütte an der Furgga gemütlich, zogen uns um und liefen relativ rasch hinab bis zur Stafelalp, an der wir eine längere Pause machten. Die Stafelalp erinnert mit seinen vielen Hütten an ein typisches „Walser Alpdorf“, wie wir es in Vorarlberg vor allem aus dem Großen Walsertal kennen.

Ein schöner Höhenweg führte uns dann hinüber zur Erbalpe und weiter ging es hinunter nach Davos-Platz. Nun folgte ein Stadtbummel samt Einkehr und Kuchen. Nach einigen Kilometern (ca. 5 km) durch die Stadt konnten wir endlich den Asphalt hinter uns lassen und sind auf einem Wanderweg an der Westseite des Davoser Sees bis nach Wolfgang gekommen. Inzwischen befinden wir uns auch auf der „Via Valtellina“, die von Gargellen bis nach Tirano führt. Sie erinnert daran, dass über Jahrhunderte aus dem Veltlin Wein nach Vorarlberg und Graubünden eingeführt wurde.

Vom Wolfgangpass führt dann ein Pfad zunächst hinunter nach Laret und später am Stutzbach entlang durch eine schöne Schlucht nach Selfranga und weiter nach Klosters-Platz. Da wir wussten, dass wir heute einen sehr langen Wandertag haben, hatten wir im Vorfeld schon möglichst am Ortsanfang eine Unterkunft, welche wir mit der Sport Lodge auch gefunden hatten. Zum Essen mussten wir dann ins nahe gelegene Sportzentrum.

Davos
Davos nimmt eine wichtige Rolle in der Besiedlungsgeschichte der Walser im 13. Jahrhundert ein. Allerdings gibt es bereits aus der Bronzezeit Hinweise auf Menschen, die um Davos lebten. Vor der Einwanderung der Walser dürfte die Landschaft Davos schon dünn besiedelt gewesen sein. Um 1280 haben sich die Walser in der Landschaft Davos niedergelassen. Anfänglich soll es zwölf Einzelhöfe gegeben haben. 1289 erhielten diese Neusiedler ein Erblehensbrief von den Freiherren von Vaz, in dem die Rechte und Pflichten der Walser geregelt war. Davos entwickelte sich zur größten Graubündner Walser Siedlung; andere Walserorte nahmen von hier ihren Ausgang. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts bildete die Viehzucht den Haupterwerbszweig.

1853 entdeckte Alexander Spengler das „gesundheitsfördernde Klima in Davos“, welches besonders für „Lungenkranke“ heilsam ist. Davos entwickelte sich zum Luftkurort und später auch zum Wintersportort. Inzwischen ist Davos längst eine Alpenstadt, mit ca. 13.000 Einwohnern, die durch verschiedene Kongresse und vor allem durch das Weltwirtschaftsforum international bekannt ist.
Der vor allem durch seine Sherlock Holmes berühmt gewordene Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle (1859-1930) beschrieb im Jahr 1889 ein amüsantes Essay über das Skilaufen in Davos. Im Winter 1894 überschritt er mit den Skiern die Maienfelder Furgga nach Arosa. Der Roman „Der Zauberberg“ von Thomas Mann (1875-1955) spielt in Davos und beruht auf einem Aufenthalt seiner Frau in einer Davoser Lungenklinik vor dem 1. Weltkrieg. Der deutsche Maler Ernst Ludwig Kirchner (1880-1938) verbrachte von 1917 bis zu seinem Tod im Jahr 1938 die Jahre in Davos, wohnte zuerst auf der Stafelalp und später in Davos-Frauenkirch.

Seit 1972 wird jährlich „Davos nordic“ ausgetragen, dessen Bewerbe seit 1981 offiziell zum FIS-Langlauf Weltcup zählen. Äußerst bekannt sind u.a. auch der „Swiss Alpine Marathon“ oder der „Spengler Cup“.

Klosters
Klosters ist nach Arosa und Davos ein weiteres „Touristenzentrum“ der Walser in Graubünden. Klosters ist jedoch noch keine Alpenstadt, sondern wie es Irene Schuler im Walserweg Graubünden schreibt: „… ein groß gewordenes Touristendorf“. Der Ort hat seinen Namen von einem Prämonstratenser Kloster, das 1222 erstmals urkundlich erwähnt wurde und als eine Tochtergründung des Klosters in Churwalden gilt.

Im 14. Jahrhungert dürften die ersten Walser von Davos kommend ihr ersten Höfe in Monbiel und Schlappin gebaut haben. Nach und nach sollen sich Walser Familien in Klosters niedergelassen haben. Auch wenn das Prättigau kein „Walsertal“ ist, so entstanden trotzdem z.B. in Furna Walser Höfe. Interessanterweise setzte sich im „altbesiedelten“, also auch nicht „walserischen“ Prättigau bei der Germanisierung nicht das „Churer Düütsch“, sondern das „Walserische“ mit Davoser Prägung durch. Ein sehenswertes Heimatmuseum befindet sich im sogenannten „Nutli Hüschi“.

    

17.08.2014
Schönes Wetter.

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

08:26 Uhr

28,0

08:26 h

09:37 h

1.795 m

1.182 m

Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Sporttracks ausgelesen:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Aufstieg

Abstieg

08:30 Uhr

27,25

08:30:27

1.851 m

1.275 m

Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Garmin Trainingscenter ausgelesen:

 

 

 

Höhe

Kilometer

Gehzeit

N46° 51.895'

E009° 53.117'

Klosters Platz

1.192 m

 

 

N46° 52.212'

E009° 52.952'

Klosters Talst. Madrisa

1.220 m

3,59 km

00:55:32

N46° 54.153'

E009° 51.907'

Klosters Bergst. Madrisa

1.900 m

3,91 km

01:53:30

N46° 55.255'

E009° 50.123'

Zastia

1.913 m

4,75 km

01:41:07

N46° 56.179'

E009° 49.476'

Fürggli

2.255 m

2,34 km

00:58:51

N46° 58.175'

E009° 48.865'

St. Antönien

1.432 m

6,21 km

01:49:21

N46° 59.699'

E009° 51.496'

Partnun

1.772 m

4,96 km

01:12:15

 

 

 

 

25,76 km

08:30:36

Nach einem sehr gutem Frühstück machten wir uns auf den Weg. Bereits beim Weggehen stellte Rainer fest, dass er starke Schmerzen an der Achillessehne hatte. Oh weh! Heute sollte schon wieder eine sehr lange Etappe und zwar über Schlappin, das Rätschenjoch bis nach Partnun bevorstehen. Wir beschlossen erst einmal loszugehen und evtl. die Tour über das Fürggele am Jägglisch Horn abzuändern, da diese Strecke ein wenig kürzer sein sollte. Zunächst ging es dann erst einmal durch Klosters-Platz. An der Kirche mit schönem Dorfbrunnen trafen wir zunächst auf eine Gruppe orthodoxer Juden. Es war uns aufgefallen, dass schon in Arosa und Davos sehr viele Juden unterwegs waren. Wir rätselten, ob sie hier wohnen oder Urlaub machen.

An der Kirche ließen wir uns von einem Schild in Richtung Schlappin verleiten und wanderten erst einmal vorbei an sehr schönen alten Häusern aufwärts, bevor wir uns doch entschlossen in die Karte zu sehen. Also wieder zurück und weiter in Richtung Klosters-Dorf. Bis zum Bereich der Madrisa-Talstation hatten wir irgendwie schon sehr viel Zeit vertrödelt. Angesichts Rainers Schmerzen beschlossen wir Schlappin auszulassen und an der Bergstation neu zu überlegen, ob wir wirklich über das Rätschenjoch oder das Fürggli laufen.

Wir unterhielten uns noch eine Weile mit einem netten Anrainer am Weg, der uns verschiedene Pfade empfahl. Jetzt ging es endlich auf einen Pfad und gleich steil bergauf. Wir waren zwar noch nicht weit gekommen, machten dann aber trotzdem eine Pause  oberhalb der Flue (1488 m). Da Rainers Schmerzen immer noch nicht besser waren, beschlossen wir an der Bergstation den Weg über das Fürggli zu nehmen. Wir machten dann den Fehler, dass wir den Wanderweg nach rechts nahmen, da wir den Wegweiser zunächst missinterpretiert hatten, bzw. glaubten dass man ein kleines Stück oberhalb bereits links weg kann. Dem war dann aber doch nicht und wir liefen dann brav auf dem Weg und machten einen kleinen Schwenker bzw. Umweg.

An einer schönen „Aussichtsplattform“ machten wir dann unsere Mittagspause. Wir ließen uns von einem „Einheimischen“ die ganzen Orte und Dörfer erklären, der an der gleichen Stelle wie wir pausierte. Danach ging es zunächst ein Stück abwärts und unterhalb des Geisshorns und einigen Netzen, die vor Steinschlag schützen auf dem Prättigauer Höhenweg, auf einem schmalen Pfad mit leichtem Auf und Ab hinüber nach dem schön gelegenen Zastia (1896 m). Hier hätte man sich noch an einer „Selbstbedienungsbar“ stärken können, da wir heute sowieso schon ziemlich viel getrödelt hatten, ging es für uns gleich weiter in Richtung Fürggli (2.255 m). Dort machten wir noch einmal eine Pause. Obwohl es eigentlich nicht weit auf das Jägglisch Horn (2.290 m) gewesen wäre, ließen wir es aus. Ein schöner Pfad führt dann zunächst hinüber zur Aschariner Alp, bevor es dann zum großen Teil auf einem Güterweg teilweise steil hinab in Richtung St. Antönien geht. Ascharina und St. Antönien sind eine typische Walser Streusiedlung und wir kamen dabei an sehr schönen alten Häusern vorbei. Rainers Schmerzen wurden absolut nicht besser und er zog dann die Bergschuhe aus und lief so viel wie möglich barfuß, da er so kaum etwas spürte. Im Gasthaus Bellawiese stärkten wir uns mit einem „Banasch“. An unserem Nachbartisch saß eine nette Gruppe Schweizer. Einer von ihnen war vor einer Woche erst im Kleinwalsertal und machte Urlaub im Alpbenstüble. Er hatte sogar das Platzkonzert in Mittelberg, bei dem Daniela und ich mitgespielt haben, besucht. Klein ist die Welt.

Obwohl es sehr gemütlich war und wir eigentlich lieber sitzen geblieben wären, erwartete uns noch der weitere Abstieg nach St. Antönien, wo noch die letzten Besucher des Dorffestes saßen. Für uns ging es gleich weiter in Richtung Partnun. Obwohl es dorthin einen Wanderweg geben würde, blieben wir auf der Straße, damit Rainer ein wenig geschont wird. Wir sind kaum im Berghaus Sulzfluh angekommen, wurden wir schon zum Abendessen gemahnt. Nach dem Beziehen unserer „Nostalgiezimmer“ ohne Strom, die eine richtige Hüttenromantik verbreiteten, einer schnellen Dusche ging es in die Gaststube, wo wir nach dem Essen bei einem Wein noch einen gemütlichen Abend verbrachten. Rainer hatte sich leider die ganze Tour quälen müssen.

St. Antönien
Die Gemeinde besteht aus den früher selbständigen Gemeinden St. Antönien Castels, St. Antönien Rüti und St. Antönien Ascharina. Das St. Antöniertal gilt vor 1300 als unbewohnt, wurde aber von Rätoromanen aus tiefer liegenden Orten alpwirtschaftlich genutzt. Im 14. Jahrhundert wanderten Walser aus Klosters ins Gafiertal ein. Die Walser Gemeinschaft erhielt von den Grundherren die „Niedere Gerichtsbarkeit“. Zur Landgewinnung, für Bau- und Brennholz wurden die steilen Hänge von den Walsern gerodet.

Traurige Berühmtheit erlangte St. Antönien im Winter 1951. Der Weiler Meierhof wurde am 20. Jänner von einer Lawine getroffen die 42 Gebäude beschädigte oder zerstörte. Zehn Menschen wurden verschüttet, wovon eine Person und 50 Stück Großvieh verstarben. Danach entstanden zahlreiche Lawinenverbauungen, die zu den größten in der Schweiz zählen. Hier soll zudem das größte Solarkraftwerk in der Schweiz entstehen. Seit dem Winter 2012 ist eine Testanlage im Betrieb.

    

18.08.2014
Schönes Wetter, aber teilweise sehr windig.

Statistische Daten (Gehzeiten incl. Foto- u. Trinkpausen):

Rainer: (es fehlt die Strecke über den Bösen Tritt u. bei den Höhenm. zus. bis nach Brand)

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

08:03 Uhr

25,3

07:30 h

08:00 h

1.075 m

846  m

Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Sporttracks ausgelesen:

Start

Kilometer

reine Gehzeit

Gesamtzeit

Aufstieg

Abstieg

08:03 Uhr

26,02 km

07:56:42

 

1.070 m

1.800 m

Stefan (Garmin Forerunner 305) mit Garmin Trainingscenter ausgelesen:

 

 

 

Höhe

Kilometer

Gehzeit

N46° 59.699'

E009° 51.496'

Partnun

1.772 m

 

 

N47° 00.424'

E009° 49.557'

Carschinafurgga

2.226 m

4,08 km

01:41:53

N47° 02.315'

E009° 47.061'

Schweizer Tor

2.139 m

7,15 km

02:24:01

N47° 02.544'

E009° 46.411'

Verajoch

2.331 m

1,23 km

00:31:06

N47° 03.582'

E009° 45.294'

Douglashütte

1.976 m

4,95 km

01:27:47

N47° 03.982'

E009° 45.279'

Schattenlagant

1.588 m

1,75 km

00:31:09

N47° 06.213'

E009° 44.282'

Brand

1.042 m

5,70 km

01:20:54

 

 

 

 

24,86 km

07:56:50

Bereits um 7 Uhr waren wir beim Frühstück und um 8 Uhr konnten wir starten. Leider war Rainers Achillessehne immer noch nicht geheilt, er wollte aber trotzdem die Tour wagen und dann evtl. die Seilbahn vom Lünersee und den Bus nach Brand benutzen.

Die erste Stunde ging es dann relativ steil hinauf in Richtung Carschinahütte. Auf einer Höhe von ca. 2000 m waren sie gerade am Bergheu machen. Eine redselige aus Kärnten stammende Frau klärte uns über das Bergheuen auf. Sie bedauerte, dass die Schule wieder begonnen hatte, da dadurch die fleißigen Helfer fehlen. Für Kost und Logie kann man nämlich hier beim „Bergheuen“ helfen. Es würden auch viele aus der Umgebung von Zürich kommen. Auch aus dem Kleinwalsertal sei schon einmal einer da gewesen. Der Beschreibung nach zu urteilen dürfte es wahrscheinlich Joachim Paul gewesen sein.

Etwas später wurde das Gelände dann etwas flacher und wir bewunderten die traumhafte Bergkulisse des Rätikon.

Nach der Überschreitung der Carschinafurgga ging es dann in leichtem Auf und Ab, unterhalb der beeindruckenden Südwand der Drusenfluh entlang. Es folgt noch ein kleiner Abstieg, vorbei an sehr imposanten Felsspitzen. Dann ging es rechts hinauf zum Schweizer Tor. Der Aufstieg ist mit Eisenstiften und an seiner schwierigsten Stelle mit einer Eisenleiter ausgebaut. Oben angekommen öffnet sich ein kleines Tal und gleichzeitig überquerten wir die Grenze zwischen der Schweiz und Österreich. Ein sehr beeindruckender Übergang. An der etwas oberhalb gelegenen ehemaligen Zollwachthütte wollten wir eigentlich Mittagspause machen, da es aber dermaßen stürmte, sind wir weiter, links hinauf zum höchsten Punkt unserer heutigen Tour, dem Verajoch. Obwohl es hier immer noch sehr windig war, legten wir eine Pause ein.

Der Wind trieb uns aber bald weiter und es folgte der Abstieg in Richtung Lünersee mit schönem Blick auf die Schesaplana. Auch der Blick auf den Lünersee ist sehr eindrücklich. Kaum im Bereich des Sees angekommen wurden wir fast von den vielen „Touristen“ erschlagen. Zunächst wollten wir auf der Lünerseealpe einkehre, es war uns aber zu viel los und wir hätten uns den Abstecher sparen können, da wir den Weg am Ostufer laufen wollten. Dazu kann man sich gleich rechts halten. Bis zur Douglashütte ist dann am Ostufer noch ein kleiner Anstieg zu überwinden – wir liefen an richtigen Menschenmassen vorbei. Nach 3 ½ Tagen mit kaum Menschen auf den Wanderwegen ist das immer sehr gewöhnungsbedürftig. In der Douglashütte kehrten wir ein, fühlten uns aber bei der „Massenabfertigung“ nicht wirklich wohl und brachen bald wieder auf. Rainer nahm schweren Herzens die Seilbahn (Lünerseebahn).

Über den bösen Tritt waren wir schnell unten bei der Talstation der Bahn. Es folgte noch ein kurzes Stück auf der Straße und danach eine nette Talwanderung hinaus nach Brand.

Rainer wollte eigentlich den Bus von der Talstation nach Brand nehmen, hätte aber über eine Stunde warten müssen, also quälte er sich die letzten knapp 6 km hinaus nach Brand. Wir ließen es uns heute gut gehen und quartierten uns im Hotel Walliserhof ein. Es folgte dann auch ein sehr gutes Abendessen.

Für mich sollte hier die Walserwegtour 2014 enden. Die drei anderen wollten dann von Brand weiter bis ins Kleinwalsertal laufen. Rainer hatte aber aufgrund seiner Schmerzen in der Achillessehne beschlossen, dass er mit mir abbrechen und per Bus/Bahn weiter ins Kleinwalsertal fahren würde. Mit Bus und Zug sind wir zwei dann am nächsten Tag gemeinsam bis nach Bregenz. Rainer ist weiter nach Lindau und bis Oberstdorf und danach ins Tal, während ich von Bregenz mit dem Bus nach Krumbach zu meinen Schwiegereltern bin, wo sich der Rest meiner Familie einquartiert hatte.

Die Damen sind am nächsten Tag weitergelaufen und durch die Bürser Schlucht nach Bludenz und hinauf zur Fraßenhütte, wo sie übernachtet haben. Über Nacht bekam Daniela eine „dicke Backe“. Es machte sich der Weisheitszahn übelst bemerkbar. Das hieß auch für die Beiden Abbruch der Tour. Wenn der „Leithammel“ nicht mehr dabei ist … oder werden wir jetzt alt? Die Fortsetzung wird wohl noch ein Jahr warten müssen …

Brand
Das Brandnertal wurde vor der Einwanderung der Walser von Rätoromanen alpwirtschaftlich genutzt. Als erste Dauersiedler gelten allerdings die Walser. Aus einer Lehensurkunde vom 7. Dezember 1374 geht hervor, dass zwölf Walser Familien zu einem jährlichen Zins von 21 Viertel Schmalz und einem Pfund Schilling das Tal zum Erblehen bekamen.
Ob die Neusiedler den Weg aus dem Prättigau oder aus dem Tal genommen haben, ist bis heute nicht geklärt.

Über Jahrhunderte lebten die Bewohner von Brand fast ausschließlich von der Landwirtschaft und waren vollkommene Selbstversorger. Im 19. Jahrhundert wurde das Spinnen und Weben als Nebenverdienst zur Landwirtschaft genutzt. Erst mit der Eröffnung der Arlbergbahn im Jahre 1884 sollte sich langsam das Leben der Brandner ändern. Die Bahn brachte die ersten Alpinisten und Sommergäste. Später wurde das Tal auch für den Wintertourismus erschlossen. Heute ist Brand ein ausgesprochener Tourismusort mit ungefähr 700 Einwohnern und 2000 Gästebetten.

    

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